Skip to main content

An der Schwelle zum autoritären Staat. David Frum analysiert die Determinanten der Präsidentschaft

07.02.2017
1 Ergebnis(se)
Autorenprofil
Natalie Wohlleben, Dipl.-Politologin

trump 1843504 1280David Frum extrapoliert in einer ausführlichen Analyse für die Zeitschrift The Atlantic die bisher von Donald Trump geäußerten politischen Einschätzungen, seine Einteilung der Menschen in Gewinner und Verlierer sowie sein persönliches Gewinnstreben und dessen Übertragung auf das Land („Amerika first“) bis in das Jahr 2021. Unter dem Titel „How to Build an Autocracy. The preconditions are present in the U.S. today. Here’s the playbook Donald Trump could use to set the country down a path toward illiberalism” zeichnet er das Bild einer Autokratie, die sich unter scheinbarer Wahrung der Freiheit schleichend aufbaut. Frum, leitender Redakteur der Zeitschrift und von 2001 bis 2002 Redenschreiber von George W. Bush, verweist auf die Blaupausen, die es für diese Entwicklung gibt: Die Politik von Viktor Orbán in Ungarn, zuvor von Hugo Chávez in Venezuela oder von Jacob Zuma in Südafrika – der Soziologe Larry Diamond, Stanford University, spreche von einer weltweiten „democratic recession“.

Als einen wesentlichen Faktor bei der Aushöhlung der Demokratie benennt Frum die Verunglimpfung der unabhängigen Medien; Trump unterstelle ihnen, einseitig parteiisch zu sein, und kommuniziere lieber direkt über Twitter. Determinanten seiner Präsidentschaft seien zudem, dass diese unter Einfluss eines ausländischen Geheimdienstes zustande gekommen sei, Trump seine Kritiker persönlich verunglimpfe und es zulasse, dass seine Kinder öffentliche Aufgaben und privates Geschäft miteinander vermischten. Diese Präsidentschaft drohe flankiert zu werden von Institutionen, die sich zurücknähmen, und einer willfährigen Republikanischen Partei – Frum verweist auf den Sprecher des Repräsentantenhauses Paul Ryan, der wiederholt geäußert habe, sich für Fragen rund um den Präsidenten und dessen Mitarbeiter schlicht nicht zu interessieren. Als Trumps vorrangiges Ziel identifiziert Frum dessen Absicht, noch reicher zu werden (und mit ihm Familie und Freunde); wer sich dem entgegenstelle, werde mit den dem Präsidenten zur Verfügung stehenden Mitteln diskreditiert. Der Autor unterstellt Trump damit nicht, aktiv einen autoritären Staat etablieren zu wollen. „But it will accelerate.“
Ein unabwendbares Schicksal will Frum damit nicht beschrieben haben: „What happens next is up to you and me. Don’t be afraid. This moment of danger can also be your finest hour as a citizen and an American.“

zum Text:
https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2017/03/how-to-build-an-autocracy/513872/

 

Neueste Beiträge aus
Repräsentation und Parlamentarismus
  • Biblio Link Michael Kolkmann / 19.02.2024

    Gerhard Paul: Die Bundesrepublik. Eine visuelle Geschichte

    Der Historiker Gerhard Paul hat mit seiner visuellen Geschichte der Bundesrepublik ein Buch vorgelegt, das unseren Rezensenten Michael Kolkmann vollends begeistert. Anhand zahlreicher Fotos und ausfü...
  • Biblio Link Ansgar Drücker / 07.02.2024

    Hendrik Cremer: Je länger wir schweigen, desto mehr Mut werden wir brauchen. Wie gefährlich die AfD wirklich ist.

    Die AfD sei eine rechtsextreme Partei, die sich durch offenen Rassismus, Gewaltbereitschaft und Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus auszeichnet: Zu dieser Bewertung kommt der Jurist Hendrik Cremer...
  • Biblio Link Michael Kolkmann / 18.01.2024

    Martin Fuchs, Martin Motzkau: Digitale Wahlkämpfe. Politische Kommunikation in der Bundestagswahl 2021

    Der Sammelband behandelt die digitalen Wahlkämpfe im Bundestagswahljahr 2021. Die Beitragsautor*innen beleuchten erfolgreiche Kampagnen, Parteien und Kandidat*innen, die von digitaler Kommunikation p...

zum Thema

Donald Trump und die polarisierten Staaten von Amerika


Aus den Medien

„Our Dishonest President“. Die erste Zwischenbilanz

Die Los Angeles Times hat nicht die traditionellen 100 Tage Amtszeit abgewartet, um sich die Präsidentschaft von Donald Trump genauer anzusehen. Ihr Zwischenfazit fällt verheerend aus: Zwar vertrete Trump durchaus Variationen traditioneller republikanischer Positionen, dies allerdings in einer Zuspitzung – etwa im Umgang mit illegalen Einwanderern –, die dem Land und seinen Menschen schade. Es fehle ihm an Respekt vor den Institutionen, sein Verhältnis zur Wahrheit sei gestört und er verbreite rechte Verschwörungstheorien weiter. Die Zeitung ruft die gewählten Kongressmitglieder (ausdrücklich auch die Republikaner), die Gesellschaft und die Justiz dazu auf, sich Trump entgegenzustellen.

http://www.latimes.com/projects/la-ed-our-dishonest-president/

 

Neueste Beiträge aus
Repräsentation und Parlamentarismus
  • Biblio Link Michael Kolkmann / 19.02.2024

    Gerhard Paul: Die Bundesrepublik. Eine visuelle Geschichte

    Der Historiker Gerhard Paul hat mit seiner visuellen Geschichte der Bundesrepublik ein Buch vorgelegt, das unseren Rezensenten Michael Kolkmann vollends begeistert. Anhand zahlreicher Fotos und ausfü...
  • Biblio Link Ansgar Drücker / 07.02.2024

    Hendrik Cremer: Je länger wir schweigen, desto mehr Mut werden wir brauchen. Wie gefährlich die AfD wirklich ist.

    Die AfD sei eine rechtsextreme Partei, die sich durch offenen Rassismus, Gewaltbereitschaft und Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus auszeichnet: Zu dieser Bewertung kommt der Jurist Hendrik Cremer...
  • Biblio Link Michael Kolkmann / 18.01.2024

    Martin Fuchs, Martin Motzkau: Digitale Wahlkämpfe. Politische Kommunikation in der Bundestagswahl 2021

    Der Sammelband behandelt die digitalen Wahlkämpfe im Bundestagswahljahr 2021. Die Beitragsautor*innen beleuchten erfolgreiche Kampagnen, Parteien und Kandidat*innen, die von digitaler Kommunikation p...