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Konrad Löw

Das Rotbuch der kommunistischen Ideologie. Marx & Engels - Die Väter des Terrors. Mit einem Vorwort von Stéphane Courtois

München: Langen Müller 1999; 336 S.; 49,90 DM; ISBN 3-7844-2754-5
Dieses Buch versteht sich als eine Fortsetzung des vieldiskutierten "Schwarzbuchs des Kommunismus" (siehe ZPol 4/98: 1.487 f.), dessen Herausgeber auch ein zustimmendes Vorwort beigesteuert hat. Löw will zeigen, daß die Verbrechen des Kommunismus nicht, wie manche Apologeten behaupten, eine Pervertierung der Ideen von Marx und Engels waren, sondern deren unmittelbare Folge. Lenin und Stalin (sowie auch andere Massenmörder wie Mao) hätten nicht gute Ideen durch eigene schlechte ersetzt, sondern bereits greuliche und menschenverachtende Ideen durchgeführt. Um diesen Beweis zu führen, bestehen ungefähr zwei Drittel des Bandes aus chronologisch angeordneten Zitaten von Marx und Engels, aber auch im restlichen Drittel gibt es noch viele Seiten aus reinen Zitaten. In diesen Stellen sind die für Löw besonders wichtigen und entlarvenden Passagen unterstrichen, und Kommentare in den Fußnoten sorgen weiter für die Einordnung - es sind wirklich ausschließlich Kommentare und keine wissenschaftliche Diskussion. Löw ist der Auffassung, "daß es von Marx nichts Zitierfähiges gibt, das als humanistisch, freiheitlich, demokratisch empfunden werden könnte und einer näheren Prüfung standhält" (252). Marx ist eben mit Hitler gleichzusetzen (279), der in einer Tabelle der "Genozid-Hauptverantwortlichen" lediglich an dritter Stelle steht (291). Aus dem Genozid habe das Grundgesetz die Lehren gezogen, indem "Gott im Verfassungstext respektvoll der Ehrenplatz eingeräumt wurde" (292), denn "[a]lle MEGA-Mörder des 20. Jahrhunderts waren Atheisten, auch Hitler" (292). Überhaupt die MEGA! Sie ist Löw ein besonderer Dorn im Auge, denn in ihr werden Steuermittel vergeudet (etwa 20 f., 285), und an diesem "Sieg des Karl Marx über die Kirchenväter" (286) haben sogar CDU-Regierungen mitgewirkt! Und welche Lektüre wird damit ermöglicht? "Wenn Studenten NS-Literatur ausleihen wollen, benötigen sie mitunter die Bescheinigung ihres Professors, daß sie an einer einschlägigen Untersuchung arbeiten. Dementgegen ist die marxistische Literatur geradezu selbstverständlich frei zugänglich. Dabei sind doch die heiligen Bücher beider Totalitarismen in gleicher Weise verfassungsfeindlich und dem Wertekanon des Grundgesetzes zuwider. Zahlreiche Passagen der Neuen Rheinischen Zeitung hätte Julius Streicher im NS-Kampfblatt Der Stürmer ohne Stilbruch abdrucken können. Wieso diese einäugige Blindheit?" (284) Ein letztes Zitat. Unmittelbar nach der vergleichenden Genozid-Tabelle heißt der nächste Satz: "Im Dritten Reich wurde zum Haß erzogen, in der DDR waren die Lehrer zur Haßerziehung verpflichtet. Marx hat ihn, wie kaum ein anderer, gelebt." (291) Anders die Bücher von Professor Löw. Sie erziehen zur Nächstenliebe. Inhalt: 1. Warum? - "Ein pervertiertes Gutes?"; 2. "Die Theorie wird zur materiellen Gewalt" - Marx und Engels im Original; 3. Die Antwort. Die Täter der im "Schwarzbuch" aufgeführten Verbrechen waren Marxisten!
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Konrad Löw: Das Rotbuch der kommunistischen Ideologie. München: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/10072-das-rotbuch-der-kommunistischen-ideologie_11914, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11914 Rezension drucken