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Uwe Wilke

Sozialhilfe in den USA. Die Reform in Texas und Wisconsin

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2002; 312 S.; kart., 39,90 €; ISBN 3-593-37169-3
Diss. FU Berlin. - Die Arbeit ist im Kontext eines von der DFG und der FU Berlin getragenen Graduiertenkollegs "Demokratie in den USA" unter Anleitung von Barbara Riedmüller und Margit Mayer entstanden und vom John-F.-Kennedy-Institut in die Reihe aufgenommen worden. Den Kern der Studie bilden zwei Fallstudien. Für die beiden Bundesstaaten Texas und Wisconsin hat Wilke sehr sorgfältig jene politischen Prozesse analysiert, die Mitte der 90er-Jahre in beiden Staaten in eine grundlegende Reform der Sozialhilfe mündeten. Sein Hauptinteresse gilt der Frage, welche Ursachen für die Art, den Zeitpunkt und den Verlauf der jeweiligen Reformbemühungen auszumachen sind. Wilke hat den Fallstudien einen lesenswerten Überblick über die Geschichte der Sozialhilfe in den USA vorangestellt. Der Vergleich der Reformen in Texas und Wisconsin zeigt zunächst, dass wesentliche Impulse trotz sehr unterschiedlicher historischer und wirtschaftlicher Ausgangsbedingungen in die gleiche Richtung wiesen. Beide Bundesstaaten setzten auf Konzepte von "Workfare", um Sozialhilfeempfänger wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Flankiert werden diese Maßnahmen positiv durch zusätzliche staatliche Übergangshilfen zur Krankenversicherung, negativ durch eine restriktive zeitliche Begrenzung der Gewährung von Sozialhilfe im Lebenslauf. Diesen Gemeinsamkeiten beider Staaten stehen aber gravierende Unterschiede insbesondere beim Leistungsniveau gegenüber. Der gute Eindruck der beiden Fallstudien und des umsichtigen, abschließenden Vergleichs wird allerdings durch den sprachlich umständlichen und im Konzept der Arbeit störend geratenen Versuch, die empirischen Ergebnisse in den modernisierungstheoretischen Diskurs der (jüngeren) deutschen Geschichts- und Sozialwissenschaft einzuordnen, sowie ein farb- und lustloses Resümee getrübt. Wer sich für die politischen Hintergründe und Inhalte des Reformmodells "Wisconsin" interessiert, sollte gleichwohl zu diesem Buch greifen.
Antonius Liedhegener (LI)
Dr., wiss. Ass., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.uni-jena.de/svw/powi/sys/liedhege.html).
Rubrizierung: 2.64 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Antonius Liedhegener, Rezension zu: Uwe Wilke: Sozialhilfe in den USA. Frankfurt a. M./New York: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17401-sozialhilfe-in-den-usa_20035, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20035 Rezension drucken