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Daniel Meßelken

Gerechte Gewalt? Zum Begriff interpersonaler Gewalt und ihrer moralischen Bewertung

Paderborn: mentis Verlag 2012; 248 S.; kart., 32,- €; ISBN 978-3-89785-751-3
Philosoph. Diss. Leipzig; Begutachtung: G. Meggle, T. Kater – Der Autor verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll der Begriff der Gewalt definiert und zum anderen eine moralische Bewertung von gewaltsamem Handeln diskutiert werden. Im Hintergrund steht die Frage, ob es gerechte Gewalt geben kann. Dass es sich hierbei um eine philosophische Erörterung handelt, und nicht um eine politikwissenschaftliche, wird durch die Begrenzung des Themas auf die interpersonale Gewalt deutlich. Es werden also nur die Formen von Gewalt abgehandelt, an der zwei Personen beteiligt sind. Ausgangspunkt für Meßelken ist eine Diskussion der Thematik des „gerechten Krieges“. Hiermit schafft er einen Rahmen und legt bestimmte Prinzipien fest, die für eine Definition von interpersonaler Gewalt zu berücksichtigen seien. In einem zweiten Schritt wird der Stand der Forschung mit einem Schwerpunkt auf der philosophischen Tradition dargelegt. Der dritte Schritt besteht in einer Zusammenführung dieser beiden Teile, um eine eigenständige Definition zu entwerfen. Meßelken schließt sich hier einem weiten Gewaltbegriff an, den er in drei Teilen entwickelt und der nicht nur körperliche Gewalt umfasst, sondern bei dem die Verletzung fundamentaler Rechte zum zentralen Definitionskriterium avanciert. Spannend wird dann das Kapitel zur Frage der moralischen Legitimität interpersonaler Gewalt. Hier unterscheidet der Autor zwischen dem Recht zur Gewalt (ius ad violentia) und dem Recht während der Gewalt (ius violentia). An dieser Stelle zählt Meßelken eine Vielzahl an Kriterien auf, die alle zugleich erfüllt sein müssten, um von gerechter Gewalt sprechen zu können. Dass sich trotz dieser theoretischen Abhandlung keine einfache Ableitung für eine gerechtfertigte Gewalthandlung im Einzelfall ergibt, versteht sich von selbst. Insofern dürften die Kriterien zur Beurteilung von Gewalt nur als Leitfaden verstanden werden, der die Notwendigkeit einer moralischen Urteilskraft nicht ersetzt. Insgesamt ist die Beschäftigung mit dem Buch auch aus politikwissenschaftlicher Perspektive trotz der Konzentration auf die interpersonale Gewalt von Interesse, da sich Bezüge zur politischen Dimension herstellen lassen wie auch die Ergebnisse zum eigenen Weiterdenken über einen Begriff und die Rechtfertigungsbedingungen von politischer Gewalt einladen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.1 | 4.3 | 4.41 | 4.42 | 2.25 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Daniel Meßelken: Gerechte Gewalt? Paderborn: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21667-gerechte-gewalt_41590, veröffentlicht am 03.05.2012. Buch-Nr.: 41590 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken