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Karin Jurczyk / Mechtild Oechsle (Hrsg.)

Das Private neu denken. Erosionen, Ambivalenzen, Leistungen

Münster: Westfälisches Dampfboot 2008 (Forum Frauen- und Geschlechterforschung 21); 332 S.; 27,90 €; ISBN 978-3-89691-221-3
Ausgangsthese in diesem Sammelband ist eine Verschiebung und Entgrenzung von den einstmals klar getrennten Sphären des Öffentlichen und Privaten durch einen gesellschaftlich und wirtschaftlich bedingten Wandel. Zum einen sind dafür Veränderungen der klassischen Erwerbsarbeit verantwortlich, die durch räumliche und zeitliche Flexibilisierungen viel stärker in den Bereich der Privatheit (z. B. durch [Lebens-]Zeitkonten) hineinreichen und die Grenzen zwischen ihnen verwischen lassen. Zum anderen wird durch die steigende Erwerbsintegration von Frauen die Frage nach den häuslichen Tätigkeiten gestellt und durch staatliche Eingriffe in den privaten Raum (wie z. B. durch Vätermonate) neu ausgehandelt. Gleichzeitig erfordert diese innerfamiliäre Arbeitsteilung auch von Männern eine Restrukturierung ihrer bislang traditionell vorgezeichneten Erwerbsbiografien. Mit diesen Veränderungen in der Sphäre der individuellen Lebensführung und den sich daraus ableitenden Folgen für die Gesamtgesellschaft (z. B. Geburtenrückgang und demografischer Wandel), rücken Fragen politischer und gesetzlicher Einflüsse und deren Rückwirkungen auf die private Sphäre in den Vordergrund. So verdeutlichen beispielsweise die heftigen Debatten um inner- und außerfamiliäre Kinderbetreuung, die u. a. zu der Diskussion um die sogenannte „Herdprämie“ führten, diese Grenzverschiebungen zwischen privater Selbstbestimmtheit und öffentlich-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Schließlich wird diese Grenzverschiebung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit durch die jüngsten technisch-medialen Entwicklungen begünstigt, die flexible Arbeitsformen wie Telearbeit erst ermöglichen. Die gelungene Zusammenstellung der Beiträge und die profunde Auseinandersetzung mit dem Thema wird dem Anspruch, das Private neu zu denken, mehr als gerecht. Der Band geht zurück auf eine im Mai 2006 am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung (ZiF) in Bielefeld durchgeführte Tagung unter Beteiligung des Deutschen Jugendinstitut e. V. und des Interdisziplinären Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Bielefeld.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.27 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Karin Jurczyk / Mechtild Oechsle (Hrsg.): Das Private neu denken. Münster: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21689-das-private-neu-denken_33818, veröffentlicht am 04.06.2008. Buch-Nr.: 33818 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken