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André Jardin

Alexis de Tocqueville. Leben und Werk. Aus dem Französischen von Linda Gränz

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2005; 524 S.; geb., 29,90 €; ISBN 3-593-37752-7
Insbesondere aufgrund seiner beiden Hauptschriften „Über die Demokratie in Amerika“ und „Der alte Staat und die Revolution“ gehört Tocqueville zu den herausragenden und bis heute richtungsweisenden Klassikern der politischen Ideengeschichte. Das Verhältnis von Freiheit und Gleichheit, die Möglichkeiten zur Bewahrung der Freiheit im Zeitalter der Massendemokratie sowie die Analyse der nicht zu überschätzenden Rolle von Assoziationen für die politische Integration bilden die zentralen Themen dieses Analytikers der Demokratie, der im Herzen immer Aristokrat blieb. Die genannten Themen werden in Jardins Schrift vor dem Hintergrund der chronologisch abgearbeiteten Biografie Tocquevilles erörtert. Es handelt sich um eine durchgesehene Neuauflage der im Vergleich zur französischen Originalausgabe von 1984 leicht gekürzten deutschen Übersetzung von 1991. Auf zwei Seiten wurden zum Abschluss ergänzende Literaturangaben hinzugefügt. Zudem erleichtert ein ausführliches Personenregister die Arbeit. Insgesamt besticht das Werk nicht nur durch die gelungene Skizzierung der Wechselbeziehung zwischen dem persönlichen bzw. zeithistorischen Hintergrund und inhaltlichen Aspekten. Das Quellenmaterial ist reichhaltig. Jardin greift auf handschriftliche Aufzeichnungen und zahlreiche unveröffentlichte Briefe zurück, die zum Teil aus dem Privatarchiv der Familie Tocqueville stammen. Außerdem ist das Buch jederzeit gut lesbar und die Argumentation durchweg transparent. Dass die Wertungen zuweilen schwärmerisch ausfallen, hat das Werk mit einem Großteil der Sekundärliteratur gemein. Es scheint schwierig zu sein, sich dem Denken Tocquevilles zu entziehen. Für Jardin war er „ein Liberaler sondersgleichen“, der über einen „stark entwickelte[n] Sinn für die Solidarität unter den Menschen verfügte“ (496). Auf einen „Anti-Tocqueville“ wird man weiter warten müssen – wahrscheinlich zurecht, wie dieses Buch zeigt.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: André Jardin: Alexis de Tocqueville. Frankfurt a. M./New York: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/23609-alexis-de-tocqueville_27116, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 27116 Rezension drucken