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Henrik Meyer

Deutsche Europapolitik unter Helmut Kohl - die Auswirkungen des politischen Umfeldes auf die Integrationsbereitschaft der Bundesregierung

Berlin: Verlag Dr. Köster 2004 (Schriftenreihe Politikwissenschaft 5); 402 S.; 34,80 €; ISBN 3-89574-538-3
Politikwiss. Diss. Münster; Gutachter: W. Woyke. – Meyer interessiert besonders die Frage, welche politischen Konstellationen die Integrationspolitik der Bundesregierungen unter Kohl begünstigten bzw. hemmten. Er entwickelt einen Kriterienkatalog, um die wesentlichen Komponenten des politischen Umfeldes zu erfassen und gelangt zu folgenden Resultaten: Während der 80er-Jahre steuerte die Regierung „zielstrebig auf eine Vertiefung des europäischen Einigungsprozesses zu“. Sie beteiligte sich maßgeblich an der Ausarbeitung der Einheitlichen Europäischen Akte und der Grundsteinlegung für die Wirtschafts- und Währungsunion. Zwar zeigte sie sich „konfliktbereit und entschlossen, eigene Anliegen durchzusetzen“ (223), verlor aber nie ihr Ziel aus den Augen, in absehbarer Zukunft eine politische Union zu schaffen. In diesem Zeitraum waren freundschaftliche und enge Beziehungen zu den Partnerstaaten von großer Bedeutung – insbesondere zu Frankreich. „Die gleichzeitige Rücksichtnahme auf die französischen Vorbehalte und auch das Bemühen darum, Pariser Wünschen in der Währungsfrage entgegenzukommen, kennzeichneten die deutsche Europapolitik.“ (226) Die persönlichen Beziehungen zwischen Kohl und Mitterrand halfen, eine gemeinsame Basis für ihre Europapolitik zu finden. Sowohl das europa- als auch das innenpolitische Umfeld wirkte sich stimulierend auf die Integrationsbereitschaft der Regierung aus, zumal der Kanzler und der Außenminister an einem Strang zogen. In den 90er-Jahren wirkte die Bundesrepublik am Zustandekommen des Maastrichter- und Amsterdamer-Vertrages mit und engagierte sich für die Verwirklichung der Währungsunion. Durchgängig findet sich das Bekenntnis zur politischen Union, doch klangen die europapolitischen Bekenntnisse Kohls und seiner Partei „weniger euphorisch“ (367) als in den Achtzigern. Der fortschreitende europäische Integrationsprozess rief „Abwehrhaltungen“ hervor. Insgesamt spielte das politische Umfeld in den Neunzigern „eine nicht unerhebliche Rolle für die deutsche Europapolitik“ (372).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.7 | 4.21 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Henrik Meyer: Deutsche Europapolitik unter Helmut Kohl - die Auswirkungen des politischen Umfeldes auf die Integrationsbereitschaft der Bundesregierung Berlin: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25143-deutsche-europapolitik-unter-helmut-kohl---die-auswirkungen-des-politischen-umfeldes-auf-die-integrationsbereitschaft-der-bundesregierung_29104, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29104 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken