Die deutsche Krankheit - German Angst
In den 80er-Jahren diagnostizierten amerikanische Publizisten eine bestimmte, als typisch deutsch empfundene Zukunftsangst, für die ein eigener Begriff geprägt wurde: die Rede war und ist noch immer von „German Angst“ oder auch von der „deutschen Krankheit“. Damit wird der Hang in der Bevölkerung zum Grübeln, ein besonders ausgeprägtes Sicherheits- und Kontrollbedürfnis sowie ein mangelnder Optimismus bezeichnet. Diese Thematik greift die Journalistin Bode auf, indem sie ein „Gesellschaftsbild“ zeichnet, das sich auf eine Vielzahl von Gesprächen – vor allem mit älteren Menschen – stützt und so nicht nur „Einblicke in die deutsche Geschichte“, sondern auch „in die deutsche Seele“ (13) gewährt. Ihre These lautet, dass die deutsche Gesellschaft noch immer traumatisiert sei und unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs leide. Sie stützt ihre Aussage auf die bekannte Traumatherapeutin Luise Reddemann: „Misstrauen und der Verlust des Sicherheitsgefühls“ (172) seien Auswirkungen von Traumata, die sich auch noch in den nachfolgenden Generationen beobachten ließen. Übertragen von der individuellen auf die kollektive Ebene habe dies zur Folge, dass viele Bürger unangemessen ängstlich auf die gegenwärtigen Herausforderungen reagierten und sich gegenüber Reformen zu defensiv verhielten. Doch Bode zeigt Wege auf, „wie versäumte Trauer nachgeholt werden kann“ (272), um die kollektiven Ängste aus der Vergangenheit, die eine Last für unsere Zukunft darstellten, zu überwinden.