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Friederike Habermann

Der homo oeconomicus und das Andere. Hegemonie, Identität und Emanzipation

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Feminist and Critical Political Economy 1); 320 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8329-3716-4
Diss. FU Berlin. – Die Autorin untersucht, wie unterschiedliche Herrschaftsverhältnisse (Kapitalismus, Rassismus, Sexismus) über individuelle Identitäten miteinander verbunden sind. Dem geht die Beobachtung voraus, dass kritische Theoriestränge (etwa Marxismus, Feminismus, Postkolonialismus) bislang weitgehend unverbunden nebeneinander stehen – während die einen sich mit Kapitalismus beschäftigen, setzen sich die anderen mit Identitäten auseinander. Dies führe, so die Autorin, zwangsläufig zu einer Sichtweise, die unterschiedliche Herrschaftsstrukturen als rein addierbare Verhältnisse betrachtet – ist jemand „nur“ abhängig beschäftigt oder „zusätzlich“ Frau und womöglich „auch“ noch schwarz? Es fehle indes ein Ansatz, der zu einem Verständnis beitragen kann, wie sich solche Identitäten und Strukturen individuell zu einer Gesamtidentität verweben, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Habermann stellt deshalb die analytische Perspektive auf den Kopf und skizziert eine subjektfundierte Hegemonietheorie: Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass Hegemonie nur als Identität erreicht werden kann, da Hegemonie immer eine Abgrenzung zu anderen Identitäten impliziert. Als zentrales Fallbeispiel analysiert die Autorin den Begriff des homo oeconomicus und zeigt in einer historischen Abhandlung, wie dieser sowohl als gesellschaftliches Leitbild wie auch als individuelle Handlungsmaxime bereits ökonomische, geschlechtsbezogene und ethnische Merkmale vereint – und zugleich seine Wirkmächtigkeit erst im Zusammenspiel dieser Strukturen entfalten kann. Auch wenn die Arbeit einige Fragen offen lässt und die selbstgestellten Ansprüche nicht in allen Bereichen umfassend eingelöst werden können, ist das Buch äußerst lesenswert und besitzt das Potenzial, interessante Debatten vor allem in den Disziplinen Politische Ökonomie, Feminismus, Postkolonialismus wie auch allgemeiner in hegemonietheoretischen Ansätzen anzustoßen.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.42 | 2.27 | 2.2 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Friederike Habermann: Der homo oeconomicus und das Andere. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29790-der-homo-oeconomicus-und-das-andere_35289, veröffentlicht am 03.03.2009. Buch-Nr.: 35289 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken