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Franz Hutsch

Exportschlager Tod. Deutsche Söldner als Handlanger des Krieges

Berlin: Econ 2009; 278 S.; geb., 18,90 €; ISBN 978-3-430-20072-1
Hutsch ist Politologe, Kriegsreporter und Journalist. Er teilt die Auffassung des israelischen Militärhistorikers Martin van Crefeld, wonach wir bei künftigen Kriegen einen qualitativen Wandel zu erwarten haben. Laut van Crefeld würden bewaffnete Konflikte zunehmend ohne klare Fronten und im rechtsfreien Raum verlaufen, wobei staatliche Armeen ihre Kompetenzen zunehmend an Milizionäre, Berufsterroristen, Stammeskrieger und Söldner abtreten würden. Diese Vision sei in den Vereinigten Staaten bereits durch den Aufstieg der privaten Söldnerarmee Blackwater real geworden. Hutsch erkennt nun bei der Bundeswehr ähnliche Tendenzen. Auch diese würde zunehmend Dienstleistungen in den Bereichen Logistik, medizinische Versorgung und Verpflegung auslagern. Dabei sei zu befürchten, dass aufgrund der veränderten Anforderungen, in den von Herfried Münkler beschriebenen Neuen Kriegen, elementare Bereiche folgen würden. Münkler sehe zudem die Gefahr, dass private Dienstleister um ihre Weiterversorgung zu gewährleisten, permanent neue Konflikte inszenieren könnten. Schon jetzt steige die Zahl privater Söldner der sogenannten Contractors rapide. Innerhalb dieses Spannungsfeldes untersucht Hutsch die Rolle deutscher Söldner sowie radikaler westlicher Konvertiten. Ganz in der Tradition des investigativen Journalisten skizziert er den Alltag dieser Contractors auf den Kriegsschauplätzen in Afghanistan und im Irak. Eindrucksvoll beschreibt er die politischen und ökonomischen Zusammenhänge dieses Phänomens. Auf der Basis seiner Erkenntnisse hält Hutsch den Einsatz ehemaliger Bundeswehrsoldaten in sensibeln Krisenregionen für bedenklich und fordert eine genaue Definition der Gebiete, in denen deutsche Sicherheitsexperten eingesetzt werden dürfen. Er warnt vor dem Verlust politischer Kontrolle: Es bestehe das Risiko, dass die Bundesregierung auf politischer Ebene den Einsatz deutscher Soldaten ablehnen könnte, während deutsche Söldner de facto ins Krisengebiet stürmten. Dieses Szenario sei im Irak bereits Wirklichkeit geworden.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.41 | 2.25 | 4.21 | 2.324 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Franz Hutsch: Exportschlager Tod. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30533-exportschlager-tod_36253, veröffentlicht am 24.07.2009. Buch-Nr.: 36253 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken