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Muriel Mirak-Weissbach

Through the Wall of Fire. Armenia – Iraq – Palestine. From Wrath to Reconciliation

Frankfurt a. M.: edition fischer GmbH 2009; 380 S.; pb., 18,- €; ISBN 978-3-89950-498-9
Die Autorin befasst sich mit dem Genozid an den Armenieren 1915, den Erfahrungen der Palästinenser seit 1948 und den beiden jüngsten Irakkriegen. Sie schreibt die Geschichte dieser drei Tragödien als Ergebnis imperialer Machtpolitik vor allem der USA und Großbritanniens beginnend mit dem Vorspiel des Ersten Weltkriegs bis in die Gegenwart. Eine Episode aus Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ dient ihr einführend als Metapher für die Herausforderung, der sich Individuen und ganze Nationen, die in solchen Konflikten verfangen sind, ausgesetzt sehen: Es ist eine Feuerwand, die der Pilger Dante durchschreiten muss, um das Paradies zu erreichen. Die poetischen Flammen führen ihn zu emotionaler Reinigung und moralischer Reife; umgemünzt auf die Gegenwart fordert Mirak-Weissbach also, Vorurteile und Hass hinter sich zu lassen und die Wahrheit über die politischen Triebkräfte der historischen Entwicklung zu sagen. Doch mit der Benennung der Verantwortlichen wird es kompliziert. So kennzeichnet die Autorin zwar verschiedene Akteure innerhalb der türkischen Gesellschaft und die pan-türkische Ideologie als mitverantwortlich für den Genozid an den Armeniern. Sie führt sodann jedoch aus, dass die britische Royal Navy von 1908 an von Kohle auf Öl umstieg und Großbritannien mit seiner Politik also ein Interesse gehabt habe, zum Untergang des Osmanischen Reichs beizutragen und innerstaatliche Konflikte mit den Minderheiten zu schüren: „Conditions for the genocide to occur were created in this process of cynical geopolitical manipulation of ethnic populations.“ (82) Und so fragt die Autorin auch, warum Großbritannien seine Pforten für verzweifelt Hilfe suchende Juden aus Nazideutschland hätte öffnen sollen, schließlich hatte das Land ein geopolitisches Interesse an einem jüdischen Staat in Palästina. Sie fragt gar: „Can it be, that the British promoted the Nazis and their race ‘science’, in hopes of eradicating the Jewish element in German culture and society” (312)? Spätestens an dieser Stelle hat die Autoren die Grenze von einer Kritik geopolitischer Realpolitik zur Verschwörungstheorie überschritten.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.25 | 2.63 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Muriel Mirak-Weissbach: Through the Wall of Fire. Frankfurt a. M.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32024-through-the-wall-of-fire_38196, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 38196 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken