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Matthias Adolf

Energiesicherheitspolitik der VR China in der Kaspischen Region. Erdölversorgung aus Zentralasien

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (VS Research. Energiepolitik und Klimaschutz); 488 S.; 49,95 €; ISBN 978-3-531-17961-2
Diss. FU Berlin; Gutachter: L. Mez, H. Funke. – Das grundlegende Ziel, sich autark mit Energie versorgen zu können, habe die Volksrepublik China 1993 aufgeben müssen, schreibt Adolf. In jenem Jahr habe erstmals der Verbrauch von Erdöl die eigene Produktion überstiegen. Die Regierung verfolge nun das Ziel, Erdöl und Erdgas bei verschiedenen produzierenden Länder zu kaufen sowie überhaupt die genutzten Energiequellen zu diversifizieren. Als besonders problematisch werde gesehen, dass bisher 80 Prozent der maritimen Importe über die Straße von Malakka transportiert werden, diese Meeresenge aber von der US-Marine überwacht wird und zudem Piratengebiet ist. Der Autor untersucht vor diesem Hintergrund die chinesische Energiesicherheitsstrategie unter Einbeziehung machtpolitischer Aspekte. Als Fallbeispiel dient der Bau der 2009 fertig gestellten Kasachstan-China-Pipeline, die nicht nur den Transport per Eisenbahn (seit 1997) ersetzt, sondern auch eine wesentlich größere Liefermenge als zuvor zulässt. Damit wendet China sein Interesse verstärkt einer Region zu, die auch aus europäischer Perspektive eine Rolle spielt. Das Rohstoffvorkommen in der Kaspischen Region entspricht (allerdings nur) ungefähr dem in der Nordsee und „ein Großteil des geförderten Erdöls und Erdgas [wird] in der Region verbraucht“ (45). Und so offenbart die Analyse weniger das legendäre Great Game um die Region, sondern vor allem den mühsamen Weg einer fragmentierten chinesischen Energiebürokratie, die Adolf als stark abhängig von den Strategieabteilungen der staatlichen Energiekonzerne schildert – und deren Vorhaben, mit Kasachstan eine Pipeline zu bauen, fast gescheitert wäre. Allerdings habe sich die chinesische Regierung dann doch für die Realisierung eingesetzt, erläutert Adolf, weil sie grundsätzlich beabsichtige, die Beziehungen zu den zentralasiatischen Staaten zu verbessern. Abgesehen von der Erläuterung der machtpolitischen Aspekte und denen der Energieinteressen in Zentralasien bietet die Studie vor allem eine umfassende Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Energiepolitik Chinas.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.261 | 2.263 | 4.22 | 4.43 | 4.5 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Matthias Adolf: Energiesicherheitspolitik der VR China in der Kaspischen Region. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33574-energiesicherheitspolitik-der-vr-china-in-der-kaspischen-region_40181, veröffentlicht am 30.06.2011. Buch-Nr.: 40181 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken