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Diana Auth / Eva Buchholz / Stefanie Janczyk (Hrsg.)

Selektive Emanzipation. Analysen zur Gleichstellungs- und Familienpolitik

Opladen/Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich 2010 (Arbeitskreis "Politik und Geschlecht" in der DVPW 21); 256 S.; 26,90 €; ISBN 978-3-86649-254-7
Wenn heute die Familien- und Gleichstellungspolitik ein in öffentlichen Debatten nicht mehr weg zu diskutierendes Politikfeld darstellt, dann ist dies ein wesentliches Ergebnis der Politikbemühungen der Großen Koalition von 2005 bis 2010. Genau diesen Zeitraum untersuchen die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes, in dem sie zunächst die Auswirkungen der Gleichstellungspolitik der Großen Koalition auf den deutschen Sozialraum einer kritischen Prüfung unterziehen und anschließend in mehreren Beiträgen dezidiert auf die Familienpolitik eingehen. Im dritten Teil schließlich werden die Entwicklungen in der deutschen Gleichstellungspolitik in einen europäischen Kontext eingeordnet und die Politikansätze alter und neuer Mitgliedstaaten in der EU reflektiert. Obwohl sich in dem Band zahlreiche Belege für die Stärkung eines modernen Familienbildes in Deutschland finden (z. B. Einführung der Elternzeit, mediale Präsenz des Themas), fällt die Bilanz insgesamt eher kritisch aus: Erstens wurde die Gleichstellungspolitik – ein Politikfeld, das eigentlich alle Lebensbereiche von der Arbeitsmarkt- über die Gesundheits- bis hin zur Finanzpolitik umfassen sollte – vor allem auf den Bereich Familienpolitik eingeengt. Zweitens richtet sich die als Familienpolitik getarnte Gleichstellungspolitik vor allem an Frauen, woran auch die sogenannten Vätermonate zur häuslichen Kinderbetreuung nur marginal etwas ändern. Drittens bieten die Gleichstellungsreformen vorrangig einkommensstarken Frauen bessere Chancen und Wahlfreiheiten, während etwa alleinerziehende, ältere, gering qualifizierte oder nicht-heterosexuelle Frauen aus dem Fokus der staatlichen Familienpolitik herausfallen. Der Sammelband liefert mit seinen klugen und weitsichtigen Analysen (hervorhebenswert die Beiträge von Claudia Bogedan zur Arbeitsmarktpolitik und von Anneli Rüling zur Ökonomisierung der Familienpolitik) ein differenziertes Bild und nimmt analytisch aktuelle Entwicklungen einer Re-Traditionalisierung des Frauen- und Familienbildes (Stichwort: Betreuungsgeld) vorweg.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.36 | 2.343 | 2.61 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Diana Auth / Eva Buchholz / Stefanie Janczyk (Hrsg.): Selektive Emanzipation. Opladen/Farmington Hills: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34323-selektive-emanzipation_41196, veröffentlicht am 01.11.2012. Buch-Nr.: 41196 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken