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Wulf D. Hund / Christian Koller / Moshe Zimmermann (Hrsg.)

Racisms Made in Germany

Berlin: Lit 2011 (Racism Analysis. Series B: Yearbook 2); 229 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-643-90125-5
Dass der Rassismus eine nicht untergehende Tatsache ist, die es beständig zu beobachten und zu bekämpfen gilt, hat sich gerade wieder in Deutschland gezeigt. Dass das rassistische Denken darüber hinaus eine lange Tradition in Deutschland hat und einige der bekanntesten Denker wie z. B. Immanuel Kant oder Johann Gottlieb Fichte in dieser Tradition stehen, beweist der Sammelband, der seinen Fokus auf einen modernen Rassismus in Deutschland legt. Die Herausgeber beschreiben in der Einleitung, dass dieser „German Racism“, der auf Rassentheorien oder rassistischen Anthropologien basiere, ein Schicksal geteilt habe wie andere „products ‚made in Germany’ – it became a ‚perfect’ racism and thus overshadowed other sources and expressions of racism so common outside Germany“ (2). Zwei Artikel von den durchgehend lesenswerten Beiträgen seien hervorgehoben. Christian Koller belegt, dass deutsche Theoretiker zwar eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des modernen Rassismus gespielt haben, wozu unter anderem Formen wie Antisemitismus, Antiziganismus oder Antislawismus gehörten. Von einem deutschen „Sonderweg“ (30) im Hinblick auf das Denken über den Rassismus könne jedoch nicht gesprochen werden. Jede Erklärung, die aus diesem Denken direkte Rückschlüsse auf die Eskalation des faktischen Rassismus in der Zeit der Nationalsozialisten ziehe, sei daher unterkomplex. Beschäftigt sich Koller eher auf allgemeiner Ebene mit dem rassistischen Denken in Deutschland, analysiert Wulf D. Hund den Rassismus speziell bei Immanuel Kant. Seine These lautet, dass es sich hierbei um einen kulturellen Rassismus handelt, der Kant letztlich zu der Ansicht führte, dass eine weiße Überlegenheit existiere. Kants rassistisches Denken gehe dabei so weit, dass er nur Europäer in der Lage sehe, die Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten zu perfektionieren, während andere Rassen entweder von den Europäern angeführt oder untergehen werden. Nicht zuletzt dieser Beitrag über das Denken bei Kant zeugt davon, dass sich die Beschäftigung mit den Thesen in diesem Sammelband lohnt.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 5.33 | 2.312 | 2.313 | 2.4 | 2.67 | 2.23 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Wulf D. Hund / Christian Koller / Moshe Zimmermann (Hrsg.): Racisms Made in Germany Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35390-racisms-made-in-germany_42650, veröffentlicht am 25.10.2012. Buch-Nr.: 42650 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken