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Birger Thureson (Hrsg.)

Die Hoffnung kehrt zurück. Der Arzt Denis Mukwege und sein Kampf gegen sexuelle Gewalt im Kongo. Übersetzt aus dem Schwedischen von Michael Josupeit. Hrsg. vom Deutschen Institut für Ärztliche Mission e. V., Difäm

Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel 2013; 159 S.; pb., 14,90 €; ISBN 978-3-95558-001-8
„Wir waren vier Frauen aus meinem Dorf, die zur gleichen Zeit von den Soldaten aufgegriffen wurden. Ich wurde von sechs von ihnen vergewaltigt. Mitten im Dorf. Sie wechselten sich ab. […] Die Soldaten blieben nicht allzu lange an diesem Ort. […] Aber ehe sie uns im Lager zurückließen und im Wald verschwanden, schlugen sie Äste von den Bäumen, zündeten sie an, und dann führten sie die brennenden Zweige in unsere Vaginas. Wie eine letzte grausame Handlung. Und damit wir niemals mehr Kinder bekommen könnten.“ (40 f.) Das Zitat ist einem Interview des schwedischen Journalisten Birger Thureson mit vergewaltigten Frauen entnommen, die im Panzi‑Krankenhaus in Bukavu im Kongo behandelt werden. Das Werk enthält die bestürzenden, teils wegen der geschilderten Grausamkeit kaum auszuhaltenden Berichte von vergewaltigten Frauen. Neben den bewegenden Interviews porträtiert Thureson den Arzt Denis Mukwege, der mit unermüdlichem Einsatz und unter großen Gefahren das Panzi‑Krankenhaus aufgebaut hat, es bis heute leitet und der immer wieder auf den Krieg im Kongo mit seinen brutalen Vergewaltigungen von Frauen aufmerksam macht. Für seinen Einsatz wurde Mukwege mit dem Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen sowie dem Olof‑Palme‑Preis ausgezeichnet. Zudem wird in dem Werk auf die Hintergründe des Kongo‑Krieges eingegangen, dazu zählt auch, dass geflüchtete Hutu‑Rebellen aus Ruanda das Leben von Frauen im Osten Kongos unsicher machen. Vergewaltigungen werden in diesem Krieg als eine Waffe eingesetzt, sie sind eine „per Befehl angeordnete Methode“, die darauf abzielt, „dem Feind so schwer wie möglich zu schaden“ (77). Im Jahr 2004 sei es so zu 50.000 registrierten Vergewaltigungen von Frauen im Ost‑Kongo gekommen, wobei zusätzlich von einer großen Dunkelziffer auszugehen ist. Neben der Traumatisierung bringen die Vergewaltigungen für die missbrauchten Frauen zusätzliche soziale Probleme mit sich, denn häufig werden sie von ihren Männern verlassen und von ihrer Gemeinschaft ausgegrenzt. Umso höher ist das Engagement des Panzi‑Krankenhauses zu bewerten, das vielen vergewaltigten Frauen über die medizinische Hilfe hinaus mit einem Resozialisierungsprogramm neue Lebenshoffnungen bietet. Bei der „Vergewaltigungsepidemie“ (83) im Ost‑Kongo handelt es sich seit Mitte der 1990er‑Jahre um eine furchtbare Tragödie, schreibt Thureson, „bei der sich die restliche Welt beschämend stumm und unbegreiflich passiv verhalten hat“ (85).
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.67 | 4.42 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Birger Thureson (Hrsg.): Die Hoffnung kehrt zurück. Frankfurt a. M.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36093-die-hoffnung-kehrt-zurueck_44052, veröffentlicht am 22.08.2013. Buch-Nr.: 44052 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken