Skip to main content
Rahel Jaeggi / Daniel Loick (Hrsg.)

Nach Marx. Philosophie, Kritik, Praxis

Berlin: Suhrkamp 2013 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2066); 518 S.; 22,- €; ISBN 978-3-518-29666-0
Kapitalismuskritik hat aus vielerlei Gründen wieder Konjunktur; das belegte auch der 2011 an der Humboldt‑Universität zu Berlin durchgeführte und von der DFG geförderte Kongress „Re‑Thinking Marx. Philosophie, Kritik, Praxis“. Allerdings beziehen sich die aus dem Kongress hervorgegangenen Beiträge nicht deshalb auf Marx, weil die Autoren der Überzeugung wären, die Marx‘sche Theorie hätte immer noch die richtigen Antworten auf die (andauernden) Probleme kapitalistischer Vergesellschaftung. Die Aktualität von Marx wird vielmehr – so halten Rahel Jaeggi und Daniel Loick einleitend fest – in der Relevanz seiner Problemstellung gesehen, die aus der differenzierten Untersuchung der kapitalistischen Gesellschaftsstruktur die Maßstäbe für deren Kritik gewonnen habe. Gerade dieses durch die systematische Verknüpfung von Analyse und Kritik gebildete Reflexionsniveau mache Marx zum Anreger für aktuelle gesellschaftstheoretische Debatten. Mit dem Sammelband geht es daher ausdrücklich nicht um einen Überblick der internationalen Marxdiskussion; mit ihm soll vielmehr in einer Art Experiment die mögliche Anschlussfähigkeit des Marx‘schen Werkes für moderne Gesellschaftsanalysen geprüft werden. Die Diskussion orientiert sich an sechs Themen, die ein durchaus vertrautes Spektrum sozialphilosophischer Fragestellungen abbilden. Dabei geht es teils um eher theoriegeschichtliche Perspektiven – so in der Auseinandersetzung mit den individuellen und gemeinschaftsbezogenen Komponenten des Marx‘schen Freiheitsbegriffs; in der Untersuchung der normativen Grundlagen der Marx‘schen Gerechtigkeitskonzeption aus Sicht der Diskurstheorie sowie des Ansatzes von Rawls; schließlich um mögliche Reformulierungen der mit dem Ideologiebegriff verknüpften Behauptungen von falschem Bewusstsein oder falschen Lebensformen. Eher Anschlussmöglichkeiten für aktuelle Gesellschaftskritik bieten Vorschläge zur Rekonstruktion der Marx‘schen Rechtskritik auf Basis einer Unterscheidung der sozialen und politischen Logik des Rechts und in besonderem Maße die Beiträge, die sich zum einen mit unterschiedlich ansetzenden Strategien gegenwärtiger Kapitalismuskritik (Jaeggi; Honneth, Postone; Rosa; Brunkhorst) und zum anderen mit den Paradoxien des Marx‘schen Politikbegriffs befassen (Balibar; Demirovic).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.425.33 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Rahel Jaeggi / Daniel Loick (Hrsg.): Nach Marx. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36870-nach-marx_44209, veröffentlicht am 20.03.2014. Buch-Nr.: 44209 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken