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David Kraft

Die Politik des Wirtschaftswachstums. Eine empirische Untersuchung des Einflusses von Gewerkschaften und Regierungsparteien auf das Wirtschaftswachstum in den Mitgliedsstaaten der OECD

Marburg: Tectum Verlag 2013 (Politik begreifen: Schriften zu theoretischen und empirischen Problemen der Politikwissenschaft 18); XI, 128 S.; pb., 24,95 €; ISBN 978-3-8288-3146-9
Wohl kaum ein ökonomischer Begriff ist so schillernd und steckt so voller Widersprüche wie der des Wachstums. David Kraft geht in seiner Forschungsarbeit, in der er 19 OECD‑Staaten im Zeitraum von 1973 bis 2007 vergleicht, der Frage nach, inwieweit sich die unterschiedlichen Wachstumsraten in den Mitgliedsstaaten unter Berücksichtigung spezifischer nationaler institutioneller Settings interaktionstheoretisch erklären lassen. Denn obwohl die OECD eine weitgehende Konvergenz des Entwicklungsniveaus anstrebt, ist eine tatsächliche Gleichheit der Lebensverhältnisse nicht gegeben. Unter Rückgriff auf die von Peter Lange und Geoffrey Garrett formulierten Ergänzungen zur vergleichenden Staatstätigkeitsforschung präzisiert Kraft seine Forschungsfrage wie folgt: „Haben der Organisations‑ und Zentralisierungsgrad der gewerkschaftlichen Arbeitnehmervertretung, die parteipolitische Zusammensetzung der demokratisch gewählten Regierungen und / oder die Interaktion dieser Faktoren untereinander einen bestimmten Einfluss auf die langfristige Entwicklung des Wirtschaftswachstums in den Mitgliedsstaaten der OECD?“ (3) Im Rahmen der empirischen Operationalisierung seiner Fragestellung berechnet Kraft unter anderem einen Index zur Bemessung der Gewerkschaftsorganisation. So kommt er zu dem Schluss, dass – entgegen der theoretischen Annahmen – weder gut organisierte Gewerkschaften noch an der Regierung beteiligte Parteien des linken Parteienspektrums einen signifikanten Einfluss auf das Wirtschaftswachstum auszuüben vermögen. Leider buchstabiert Kraft weder die impliziten Konsequenzen dieses Ergebnisses aus – vielleicht besteht ja doch ein Zusammenhang zwischen weniger Arbeitnehmerrechten und mehr Wachstum –, noch verliert er ein kritisches Wort über seine theoretischen Vorannahmen, die auf der einer rationalistischen Ökonomik aufgebaut sind und somit ihrerseits eine starke Perspektivverengung bedeuten. Auch wäre zu überlegen, ob für die an und für sich spannende Forschungsfrage nicht auch Operationalisierungen jenseits statistischer Verfahren angemessener gewesen wären.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2622.225.45 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: David Kraft: Die Politik des Wirtschaftswachstums. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37008-die-politik-des-wirtschaftswachstums_45191, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 45191 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken