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Georg Fülberth

Marxismus

Köln: PapyRossa Verlag 2014 (Basiswissen); 110 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-89438-542-2
Erneut bietet Georg Fülberth in dieser Verlagsreihe ein stringentes und pointiertes Überblickswerk an, diesmal zum Marxismus. Mit einer eindringlichen Arbeitsdefinition – die im Marxismus die theoriegeleitete Analyse der kapitalistischen Gesellschaft, eine darauf aufbauende Theorie der Politik und schließlich eine Praxis zur Überwindung dieser Gesellschaftsform sieht – führt Fülberth durch die bedeutendsten Eckdaten und Personengefüge dieser Tradition. Die einzelnen Stationen werden dabei konsequent und erhellend an diese drei Aspekte rückgebunden. Wenn Fülberth so mit Marx‘ und Engels‘ zentralen Motiven beginnt, werden deren Kritik der Politischen Ökonomie (Analyse) zusammen mit der historisch‑materialistischen Theorie (der Politik) und deren politischen Vorstellungen und Wirken (Praxis) gleichrangig vorgestellt. Im weiteren Verlauf wird dadurch auch immer die Wechselwirkung zwischen politischem Geschehen, der Analyse der daraus resultierenden Veränderungen und den Weiterentwicklungen in der Theorie reflektiert. Von der Zweiten Internationale geht es mit den theoretischen Innovationen Rosa Luxemburgs so zur stagnierenden Russischen Revolution, die sich wiederum einem veränderten Kapitalismus gegenübersieht. Während Lenin diesbezüglich eine „Neue Ökonomische Politik“ entwirft, arbeitet sich daraufhin Trotzki am Stalin‘schen Bruch mit dem Marxismus‑Leninismus ab und entwirft sein Konzept der permanenten Revolution. Im Nebeneinander des sowjetischen Sozialismus und dem Ausbleiben vergleichbarer Impulse im kapitalistischen Westen entsteht daraufhin eine sich ausdifferenzierende Spaltung der marxistischen Bewegung, die sich sowohl in den politischen Praxen als auch theoretisch niederschlägt. Fülberth führt weiter durch die Oppositionspraxis innerhalb faschistischer Regression, die Entwicklungen der sozialistischen Staaten und die theoretische Arbeit in den kapitalistischen Systemen. Die Brüche und Kontinuitäten verfolgt er dabei über die Tradition der Kritischen Theorie und des akademischen Marxismus, die Wiederaufnahme der Kapitallektüre der 1960er‑Jahre, den Fall der Sowjetunion bis zur Relevanz all dieser Bewegungen für unseren heutigen Stand. Fülberth stellt mit diesem gekonnten Überblick zugleich einen Zusammenhang her, mit dem die Erklärungskraft des Marxismus für seine eigenen Widersprüche herausgearbeitet wird.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.435.42 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Georg Fülberth: Marxismus Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37013-marxismus_45398, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 45398 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken