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Ignaz Lozo

Der Putsch gegen Gorbatschow und das Ende der Sowjetunion

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2014; 501 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-412-22230-7
Geschichtswiss. Diss. Mainz; Begutachtung: J. Kusber, G. Simon. – Der Putsch gegen Staatspräsident Michail Gorbatschow im August 1991 bildete, obschon er nach nur drei Tagen zusammenbrach, eine wichtige Zwischenetappe auf dem Weg zum Ende der Sowjetunion. Das Bild des auf einem Panzer stehenden Boris Jelzin gehört zu den eindrucksvollen visuellen Zeugnissen jener Zeit und ist ein Sinnbild für den politischen Aufstieg des ersten russischen Präsidenten. Da Gorbatschow in seinem Urlaubsort Foros auf der Halbinsel Krim festgehalten wurde, bildeten Jelzin und seine Unterstützer im Moskauer Weißen Haus – dem damaligen Sitz des Obersten Sowjets der Russischen Föderativen Sowjetrepublik – den hauptsächlichen Gegenpart zu den Putschisten aus den Reihen von Partei, Geheimdienst und Rüstungsindustrie. Der Journalist Ignaz Lozo schildert – ausgehend von einer von ihm produzierten TV‑Dokumentation – Vorgeschichte, Ablauf und Auswirkungen des Umsturzversuches auf einer breiten Quellenbasis aus offiziellen Ermittlungsdokumenten, der Presseberichterstattung, Zeitzeugeninterviews und der Memoiren‑ sowie deutschen, englischen und russischen wissenschaftlichen Literatur. Er legt damit eine erste monografische Untersuchung zu diesem Umsturzversuch vor, eine russische Übersetzung des Bandes ist bereits in Vorbereitung. Der Putsch lässt sich einordnen in die Geschichte eines zunehmenden Kontrollverlusts Gorbatschows über die von ihm eingeleiteten Reformmaßnahmen. Damit einher ging der Aufstieg Jelzins als Führer demokratischer Umgestaltungsversuche, zwei Monate zuvor hatte er bereits in Russland freie und demokratische Wahlen gewonnen: „Im Machtkampf mit Jelzin spiegelten sich zunehmend die ideologischen und verfassungsrechtlichen Widersprüche der Sowjetunion wider, die auf Dauer nicht nebeneinander existieren konnten.“ (379) Entschieden wendet sich Lozo gegen die zahlreichen Behauptungen, Gorbatschow habe daher als Komplize des Putsches fungiert. Auch andere Mythen werden von ihm in seiner minutiösen Darstellung akribisch widerlegt.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.622.22.25 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Ignaz Lozo: Der Putsch gegen Gorbatschow und das Ende der Sowjetunion Köln/Weimar/Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37015-der-putsch-gegen-gorbatschow-und-das-ende-der-sowjetunion_45444, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 45444 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken