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Felix Lee

Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiaoping. Die Biographie

Berlin: Rotbuch Verlag 2014; 286 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-86789-195-0
Die jüngere Geschichte der Volksrepublik China ist untrennbar mit dem Namen Deng Xiaoping verbunden. Nach dem Tod Mao Zedongs 1976 zählte China zu den ärmsten Ländern der Welt, aber mit Dengs Aufstieg zur Macht ab 1978 ist das Reich der Mitte innerhalb von nur drei Jahrzehnten zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde aufgestiegen. Der chinesisch‑stämmige Journalist Felix Lee zeichnet die Stationen in Dengs Leben nach und skizziert zugleich die politische Geschichte der Volksrepublik. „Deng ist wie China. Vielschichtig, zerrissen, scheinbar widersprüchlich – und doch verblüffend konsistent, sobald es gelingt, seiner inneren Logik zu folgen“ (8). Vom langen Marsch über die Kulturrevolution bis hin zur Öffnung der Wirtschaft – Deng war dabei und spielte mehr oder weniger wichtige Rollen. Während des chinesischen Bürgerkrieges (1927 bis 1949) schlug sich Deng in innerparteilichen Flügelkämpfen „auf die Seite Maos“ (43) und wurde so zu einem von dessen wichtigsten Weggefährten. Deutlich skizziert Lee die Entwicklung Dengs vom „Opportunisten“ (58) ohne eigenen Standpunkt und geringem ökonomischem Sachverstand hin zum marktorientierten Pragmatiker, der China zur und für die Welt öffnete. Die großen Reformen nahm Deng dabei erst nach dem Tode Maos in Angriff, wobei es ihm stets darum ging, das Machtmonopol der Kommunistischen Partei zu erhalten. So zeigt Lee auch, dass Deng immer, wenn er seine und die Macht der Partei in Gefahr sah, zu brutalen Mitteln griff. So hatte er keine Skrupel, die Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 gewaltsam niederschlagen zu lassen, womit „die Volksrepublik der Ära nach Mao ihre Unschuld“ (234) verlor. Lee zeichnet Leben und Wirken dieses Mannes nach, analysiert die Erfolge genauso wie er dessen Fehler benennt. Er verdeutlicht, dass es Dengs Politik war, die der Volksrepublik drei Jahrzehnte lang stabile Verhältnisse und Wirtschaftswachstum gebracht hat, aber auch, dass dieser nie daran dachte, „die Masse der Chinesen politisch mitbestimmen zu lassen“ (271). Lee schließt damit, dass dem heutigen China weniger Deng Xiaoping gut täte, wobei die Realität unter Chinas aktuellem starken Mann Xi Jinping tendenziell in eine andere Richtung zeigt.
Falk Hartig (FH)
Ph.D., Sinologe und Kommunikationswissenschaftler, Postdoktorand am Frankfurter Inter-Zentren-Programm „Afrikas Asiatische Optionen“ (AFRASO), Goethe Universität Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.682.1 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Felix Lee: Macht und Moderne. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37333-macht-und-moderne_45693, veröffentlicht am 24.07.2014. Buch-Nr.: 45693 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken