Skip to main content
Angela Stanzel

Die Volksrepublik China als Akteur im heutigen Pakistan. Nutzen und Risiken des Aufbaus einer chinesischen Machtbasis in Südasien

Berlin: Verlag Dr. Köster 2013 (Sicherheitspolitik 7); 340 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89574-820-2
Diss. FU Berlin, Begutachtung: E. von Mende, I. Schäfer. – Die Sinologin Angela Stanzel widmet sich in ihrer Untersuchung der pakistanisch‑chinesischen Beziehungen den Hintergründen der „Allwetter‑Freundschaft“ (7) zwischen Peking und Islamabad. Die Arbeit basiert neben dem Studium von Quellen‑ und Fachliteratur auf 39 Interviews, die von der Autorin in Deutschland, Pakistan und China unter anderem mit Diplomaten, Militärs und Wissenschaftlern geführt wurden. In drei Teile gegliedert, rekonstruiert sie zunächst die Geschichte der pakistanisch‑chinesischen Beziehungen seit der Gründung der islamischen Republik im Jahr 1947, um die historischen Motive und Einflussfaktoren herauszuarbeiten. Betrachtet werden dazu der militärische, politische, wirtschaftliche und auch kulturelle Austausch zwischen beiden Staaten. Im Ergebnis ergibt sich eine ungleiche Relevanz der einzelnen Politikfelder. Während sich die politischen und mehr noch die militärischen Beziehungen nach Stanzel als stabil erweisen und auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit an Bedeutung gewonnen hat – insbesondere Pakistan erwartet Wachstumsimpulse, die durch das strategische Engagement Chinas im eigenen Land entstehen –, ist das Interesse am kulturellen Austausch gering. Stanzel fasst die Beziehungen vor diesem Hintergrund als „(s)trategisch nützlich und pragmatisch“ (134) zusammen. Dies wird ebenfalls im zweiten Teil der Untersuchung deutlich, in dem die Akteure Indien, Pakistan und Afghanistan als mögliche Einflussgrößen auf die pakistanisch‑chinesische Zusammenarbeit thematisiert werden. Angesichts der tiefen Rivalität zwischen Pakistan und Indien und der Konkurrenz zwischen China und Indien um die Vormachtstellung in Asien ist insbesondere Stanzels Einschätzung interessant, der zufolge Pakistan die regionale Terrorismusbekämpfung als Trumpfkarte zur Verhinderung einer weitergehenden wirtschaftlichen und politischen Annäherung zwischen seinem Erzrivalen Indien und dem Partner China ziehen könnte. Den dritten Teil und gleichzeitigen Abschluss der Untersuchung bilden vier Zukunftsszenarien für die chinesisch‑pakistanischen Beziehungen. Diese umfassen ein „ideales Pakistan“ (271) aus Pekinger Sicht, eine Eskalation des indisch‑pakistanischen Konflikts, eine weitergehende Schwächung des pakistanischen Staates angesichts innerer Sicherheitsbedrohungen sowie die Destabilisierung des benachbarten Afghanistans nach dem Abzug der internationalen Truppen und der Rückkehr der Taliban. Deutlich wird auch an dieser Stelle, dass die Sicherheitslage in Pakistan selbst immer wieder zum entscheidenden Faktor auch für die chinesisch‑pakistanischen Beziehungen wird.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.222.682.632.64 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Angela Stanzel: Die Volksrepublik China als Akteur im heutigen Pakistan. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37429-die-volksrepublik-china-als-akteur-im-heutigen-pakistan_45547, veröffentlicht am 21.08.2014. Buch-Nr.: 45547 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken