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Norbert Sievers / Ulrike Blumenreich / Patrick S. Föhl (Hrsg.)

Jahrbuch für Kulturpolitik 2013. Band 13: Kulturpolitik und Planung. Hrsg. für das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V.

Essen: Klartext 2013; 500 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8375-1171-0
Das Jahrbuch – gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – versteht sich als aktuell fortlaufende Dokumentation der Kulturpolitik in der Bundesrepublik. Der Band für 2013 hat seinen Schwerpunkt in der Fragestellung, wie in Zeiten eines umfassenden Wandels im Umgang mit Kultur – Ökonomisierung der Kulturpolitik, Veränderung von Besuchs‑ und Konsumverhalten – diese überhaupt noch angemessen zu präsentieren und verfügbar zu machen ist. Bernd Neumann zeigt in seinem Beitrag auf, was staatliche Planung in diesem Zusammenhang zu leisten vermag – und was nicht: „Mein Credo ist es, dass das kreative Schaffen der Künstler, dass Kunst und Kultur in jeder Weise frei sein müssen von staatlicher Beeinflussung und Zensur.“ Dementsprechend könne es bei staatlicher Kulturpolitik einzig und allein darum gehen, schreibt Neumann, „politische Rahmenbedingungen“ (19) so zu setzen, dass die künstlerische Kreativität sich ungehindert entfalten könne. Im Kontrast zu diesem dezidiert politischen Ansatz – der im Übrigen durch seine Fokussierung auf die Gefahren der planerischen Grenzziehung durch die Politik verkennt, dass auch andere Institutionen, wie etwa der Markt, künstlerische Freiheit auf beängstigend effektive Art beschneiden können – entwirft Dirk Kaesler eine kulturelle Gesellschaftspolitik. Über eine auch in sozialtheoretischer Hinsicht überaus spannend zu lesende Auseinandersetzung mit der Programmatik des Anthropologen Bronislaw Malinowski, der für seine auf beobachtender Teilnahme beruhende Feldforschung bekannt wurde, formuliert Kaesler eine funktionale Bestimmung von Kulturpolitik. Sie definiere einen gesellschaftlichen Auftrag, der darin bestehe, „die Kunst und das kulturelle Erbe für das Erleben von Symbolen in Anspruch zu nehmen, die als Symbole ohne ihre Ambivalenz der Affirmation und Kritik des Symbolisierten nicht zu denken sind.“ Ob die mit dieser Definition einhergehende Hoffnung erfüllt wird, es würden gerade solche kulturellen Projekte kulturpolitische Förderung erfahren, die „Symbole herausstellen und oszillieren“ (41) ließen, bleibt genauso offen, wie es dieses Verständnis von Kulturpolitik ist.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.3432.325 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Norbert Sievers / Ulrike Blumenreich / Patrick S. Föhl (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2013. Essen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37433-jahrbuch-fuer-kulturpolitik-2013_45644, veröffentlicht am 21.08.2014. Buch-Nr.: 45644 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken