Geschichte wird gemacht! Etappen des globalen Widerstands
Mit dem vielfach ausgerufenen Ende der Geschichte und dem Siegeszug des liberalen Kapitalismus schien zunächst auch eine Widerstandsbewegung zum Erliegen gekommen zu sein. Doch schon bald darauf folgte eine Neuformierung globaler Widerstandszusammenhänge, die die Autorin Friederike Habermann als Globalisierungsbewegung kennzeichnet und deren wichtigste Erkenntnis darin liegt, dass Geschichte gemacht werden muss. Anhand der ersten Etappen dieser Bewegung wird in diesem Band der gezielte Eingriff in die Geschichte der neoliberalen Herrschaft nachgezeichnet. Als Initialzündung gilt der Aufstand der Zapatistas in Mexiko, deren unerwartete Durchschlagskraft Solidarität und Kampfgeist weckten. Es folgten interkontinentale Vernetzungstreffen als erste Katalysatoren der sich regenden Widerstände, die sich daraufhin entlang der großen Stationen der neoliberalen Verstetigung als Protest versammelten: im Zuge von Freihandelsbeschlüssen, WTO‑Konferenzen oder Weltwirtschaftsgipfeln der Industrienationen. Die entstandenen Organisationszusammenhänge wie beispielsweise das Peoples‘ Global Action‑Netzwerk fanden ihren bis dahin deutlichsten Ausdruck im sogenannten Battle of Seattle, dem massenhaften Protest gegen den WTO‑Gipfel, der als Gründungsmoment der (Anti‑)Globalisierungsbewegung gelten sollte. Der darin aufgekommene Enthusiasmus sollte schließlich wieder nach Europa zurückschwappen und sich in mehreren Großdemonstrationen wie in Davos oder Nizza zeigen. Die Proteste gegen den EU‑Gipfel in Göteborg markierten dabei auch eine Verschärfung der Repression, sodass sich abzeichnete: „In Göteborg haben sie geschossen. In Genua wird jemand sterben.“ (199) Habermann berichtet von diesen Ereignissen aus erster Hand und kann so ihre eigenen Erfahrungen mit denen zahlreicher Mitstreiter_innen zusammenbringen. Statt also eine objektivierende Perspektive zu konstruieren, ist diese Geschichtsschreibung ein Dokument der Bewegung selbst, als „so eine Art Übergangsgeneration zwischen Parteiorganisation […] und etwas Neuem“ (242).