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David Jensen

Maras. A study of their origin, international impact, and the measures taken to fight them

Berlin: Duncker & Humblot 2013 (Kriminologische Forschungsberichte K 163); XI, 245 S.; 35,- €; ISBN 978-3-428-14310-8
Diss. Freiburg i. Br.; Begutachtung: H.‑J. Albrecht. – David Jensen untersucht, wie der ursprünglich aus Los Angeles stammenden Mara Salvatrucha und der 18th Street Gang eine beispiellose Expansion zunächst innerhalb der USA und dann nach Mexiko und das restliche Mittelamerika gelingen konnte und wie staatliche Stellen auf diese Expansion reagiert haben. In einem multidisziplinären, sowohl verstehenden als auch beschreibenden Ansatz, der auf einschlägigen Feldstudien des Autors ebenso beruht wie auf der Auswertung schriftlicher Quellen, wird zunächst die geschichtliche Entwicklung der Gangs und damit zusammenhängend die Frage erörtert, warum es überhaupt reizvoll ist, sich ihnen anzuschließen. Darauf aufbauend analysiert Jensen – neben den USA – drei als Fallstudien ausgewählte Staaten: Guatemala, Honduras und El Salvador. Im Unterschied zu den USA, die eine große Bandbreite unterschiedlicher Gangs aufweisen, haben die Maras in den drei mittelamerikanischen Staaten nahezu alle anderen eingesessenen Gangs abgelöst. Alle betroffenen Staaten haben mit einer Politik der harten Hand auf diese Gangaktivitäten reagiert. Grundsätzlich können dabei, so Jensen, Erfolge verbucht werden, insbesondere dann, wenn staatliche Aktivitäten konzertiert und gut miteinander vernetzt sind. Allerdings, so warnt Jensen eindringlich, kann eine einzig auf Repression und polizeiliche Kontrolle ausgerichtete Praxis im Umgang mit einem tief in den jeweiligen Gesellschaften verankerten Phänomen langfristig nicht ausreichen. Weitergehende Maßnahmen, wie sie in jüngerer Vergangenheit in Guatemala Anwendung gefunden haben – offene Schulen, soziale Unterstützung wie Ausgabestellen für Nahrungsmittel –, sind seiner Meinung nach unabdingbar, da sie dort ansetzen, wo Gangaktivitäten für die Bevölkerung attraktiv werden: da, wo sie soziale Netze und Institutionen bereitstellen, die im alltäglichen Kampf ums Überleben Unterstützung versprechen. Die materialreiche Studie bietet nicht zuletzt wegen der klaren Sprache einen spannenden Einblick in soziale Strukturen, die sich ansonsten nicht ohne Weiteres beobachten lassen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.652.222.232.25 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: David Jensen: Maras. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37463-maras_45757, veröffentlicht am 28.08.2014. Buch-Nr.: 45757 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken