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Günter Amendt

Legalisieren! Vorträge zur Drogenpolitik. Hrsg. von Andreas Loebell. Mitarbeit: Alfred von Meysenbug

Zürich: Rotpunktverlag 2014; 243 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-85869-590-1
Günter Amendt hatte sein Leben der Aufklärung verschrieben; erst der sexuellen, später zunehmend der drogenpolitischen. Amendt trug wesentlich zu einer Versachlichung der öffentlichen Diskussion bei, indem er drogenpolitische Dogmen präzise aber nüchtern demontierte. In einer kontrollierten Legalisierung sah er ein Mittel, das Drogenproblem entschärfen zu können. Drei Jahre nach seinem Tod gibt Andreas Loebell nun einen Band mit Vorträgen Amendts zur Drogenpolitik heraus, um, wie er schreibt, „vierzig Jahre internationale und europäische Drogenpolitik Revue passieren zu lassen“ (9). Die Auswahl soll „das weite Feld“ zeigen, das „Amendt in Bezug auf die Drogenproblematik abgesteckt hat“ (10). Er verurteilte die allein auf Repression und Prohibition ausgerichtete Drogenpolitik scharf und stellte sie als Ergebnis einer gesellschaftlichen, „von den Gesetzen des illegalen Marktes diktierten“ (25) Fehlentwicklung dar. Die kontrollierte Freigabe von Drogen sei zu wenig als komplettes Szenario inklusive aller Risiken und Chancen durchgespielt worden, um als ernstzunehmende Alternative der bisherigen Drogenpolitik infrage zu kommen. Die politische Klasse stelle dabei ihre eigenen Vorstellungen in den Vordergrund: „Die Auffassungen über das, was Drogenexperten für wünschenswert und notwendig halten, und das, was die politische Klasse bereit ist zuzugestehen, gehen immer weiter auseinander“ (63), wie Amendt mit Beispielen etwa aus den USA zu belegen weiß. In seinen Vorträgen ist Amendt stets klar, reflektiert und auf dem aktuellen Stand der Forschung und der politischen Debatte, ob es nun um den internationalen Drogenhandel und die Verbindungen zum Terrorismus geht oder um die deutsche oder Schweizer Drogenpolitik, die er zu sehr von den USA beeinflusst sieht. Er fordert daher immer wieder eine Neuorientierung hin zu einer Drogenpolitik, die sich allein an den tatsächlichen Gefahren und Risiken orientiert, einen Abschied von der „politisch gewollten und juristisch durchgesetzten Drogensonderwirklichkeit mit ihrer Fixierung auf die illegalisierten Drogen“ (175).
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.3432.2632.64 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Günter Amendt: Legalisieren! Zürich: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37465-legalisieren_45798, veröffentlicht am 28.08.2014. Buch-Nr.: 45798 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken