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Paul Rünz

Making European Citizens? How Participation in Model European Union Conferences Influences European Identity, Support of the EU and Political Involvement

Marburg: Tectum Verlag 2014 (Politik begreifen 19); XIV, 121 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-8288-3316-6
Politikwiss. Magisterarbeit Mainz; Betreuung: K. Arzheimer. – Seit 2007 gibt es das Model European Union (MEU), zu dem jährlich etwa 150 bis 200 Studierende aus europäischen Ländern nach Straßburg reisen und fünf Tage lang die Europäische Union simulieren. Die Teilnehmenden schlüpfen in die Rollen von Parlamentarier_innen, Ratsmitgliedern, Kommissar_innen, Diplomat_innen, Journalist_innen sowie Lobbyist_innen und lernen über die direkte Erfahrung die Funktionsweise der Institutionen und den ‚realen‘ Ablauf im Parlament kennen. Paul Rünz, der selbst an MEU teilgenommen hat, fragt: „Does this experience change a person’s attitudes towards the EU? For example, do participants display higher levels of European identity after the conference? And if so, what could explain changes in attitude?” (1) Um den, wie Rünz ausführt, bisher nicht beziehungsweise wenn, dann nur auf einer unzureichenden Datengrundlage untersuchten Effekt der Teilnahme an einer EU‑Simulation auf die Einstellungen zur EU zu analysieren, hat er Teilnehmende des MEU 2012 in Straßburg und Mainz sowie zwei Kontrollgruppen vor und nach den Konferenzen online befragt. Seine für eine Magisterarbeit beeindruckende Analyse basiert auf einer luziden Auseinandersetzung mit der einschlägigen Literatur, aus der er erstens Merkmale für eine Unionsbürgerschaft (European Citizenship) gewinnt, wie etwa die Zufriedenheit mit der Demokratie, das politische Interesse, eine europäische Identität oder die Unterstützung europäischer politischer Autoritäten. Zweitens betont Rünz, dass MEU nur bedingt mit einer Klassenraumsituation gleichgesetzt werden kann, sondern durch die Anwesenheit im Europäischen Parlament überaus realistisch und neben der Simulation auch als ein kultureller Austausch zu begreifen ist. Drittens leitet er aus den Überlegungen von David Easton, Dieter Fuchs, Ronald Inglehart, Neil Fligstein und Leon Festinger insgesamt vier Hypothesen ab, die er mit den erhobenen Daten testet. Wie Rünz so feststellen kann, fühlten sich die meisten Teilnehmenden bereits vor der Konferenz als europäische Bürger_innen. Dennoch hatte MEU positive Effekte auf die europäische Identität. Dies führt Rünz vorrangig auf die Zufriedenheit mit der Simulation und die persönlichen Kontakte zurück.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 3.4 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Paul Rünz: Making European Citizens? Marburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37548-making-european-citizens_45735, veröffentlicht am 18.09.2014. Buch-Nr.: 45735 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken