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Lena Partzsch

Die neue Macht von Individuen in der globalen Politik. Wandel durch Prominente, Philanthropen und Social Entrepreneurs

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Internationale Politische Ökonomie 13); 176 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8487-1109-3
Habilitationsschrift Münster. – Neben internationalen Organisationen und Abkommen gewinnt eine Gruppe von Akteuren seit einigen Jahren zunehmenden Einfluss in der internationalen Politik – und zwar engagierte Einzelpersonen. Lena Partzsch stellt deren Rolle in entwicklungspolitischen Fragen heraus und ordnet sie mit der Angabe von Fallbeispielen in drei Kategorien ein: Prominente, die wie Bono aufgrund ihrer Bekanntheit öffentliche Forderungen stellen können, Philanthropen, die wie Bill Gates ihre materiellen Ressourcen zur Erreichung bestimmter Ziele einsetzen, und Sozialunternehmer wie Muhammad Yunus, die neue Ideen formulieren und umsetzen. Ziel der Untersuchung ist es, die Macht der Einzelpersonen zu identifizieren, wobei angeschlossen daran auch Probleme hinsichtlich Legitimität und Demokratie behandelt werden. Partzsch gelingt es dabei ausgezeichnet, in allen Fallbeispielen harte, aber begründete Kritik zu äußern. So kooperierte Bono in seinem Kampf gegen Landminen mit Waffenherstellern, Bill Gates hat durch den Einsatz seines Vermögens eine Parallelstruktur zu staatlicher Entwicklungshilfe errichtet und die durch Muhammad Yunus verbreiteten Mikrokredite bedeuten den Eintritt der Kreditnehmer in das ungleiche Machtverhältnis von Schuld und Zins. Bedenkliche Parallelen sieht Partzsch bei allen Fällen: die Individuen haben oft unzureichende Kenntnisse über die Situation der Betroffenen und sie handeln nie altruistisch, sondern achten stets darauf, dass ihr soziales Engagement auch zu eigenem Profit führt. Globale kapitalistische Zusammenhänge, die zu den bemängelten Missständen beitragen, werden dabei oft nicht hinterfragt. Weil diese Individuen auch kein explizites politisches Mandat haben und somit nur eine schwach fixierte Verantwortlichkeit, kommt Partzsch zu dem Urteil, dass „[d]as vermehrte Aufkommen von Individuen in den internationalen Beziehungen nicht unbedingt demokratiefördernd [ist]“ (146). Damit steht als Fazit fest, dass Individuen mit ihrem sozialen Engagement staatliche Anstrengungen zwar ergänzen können, aber nicht ersetzen sollten.
Max Lüggert (MLÜ)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Rubrizierung: 4.12.24.45 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Lena Partzsch: Die neue Macht von Individuen in der globalen Politik. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37560-die-neue-macht-von-individuen-in-der-globalen-politik_46038, veröffentlicht am 18.09.2014. Buch-Nr.: 46038 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken