Das Buch vereinigt elf Aufsätze von John Stuart Mill, des großen liberalen Denkers des 19. Jahrhunderts, von denen neun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegen. Sie sind in drei Kapitel unterteilt: Zunächst wird in zwei Beiträgen sein Grundkonzept als liberale Zivilisierung der Welt sichtbar. In fünf Texten verdeutlicht er seine innenpolitischen Ansichten, die auf eine liberale Aktivierung der Bürger abzielen, und in den vier letzten Aufsätzen fordert er außenpolitisch die liberale Emanzipation der Menschheit. Eine detaillierte Einleitung referiert den historischen Kontext und die konkrete politische Stoßrichtung von Mills Äußerungen. Zu Recht wird festgehalten, dass Mill als politisch denkender Philosoph profiliert wird, der seinen Bildungsliberalismus in konkrete Forderungen übersetzt und sich mit seinen pointierten Ansichten Freunde wie Feinde geschaffen hat: „Mit seinem anthropologischen Bekenntnis zum Perfektionismus setzt er sich dafür ein, dass jeder Mensch befähigt wird, sich in möglichst vielen Hinsichten kulturell weiter zu entwickeln.“ (62) Mills Engagement zeigt sich in der Verteidigung der Pressefreiheit und in der Unterstützung bürgerlicher Eigenverantwortlichkeit (gegen Tendenzen zum parlamentarischen Zentralismus). Außenpolitisch rechtfertigt er einerseits den britischen Kolonialismus, sofern er die Bildung der noch nicht zivilisierten Völker vorantreibe, kritisiert andererseits den amerikanischen Rassismus der Südstaaten, weil er eben diese Verbesserung der Bildung und damit die Eigenverantwortung der versklavten Schwarzen verhindere. Der Band ist sehr begrüßenswert, denn er ermöglicht einen Blick in die politischen Überzeugungen Mills und verhilft damit über dessen grundlegende Schriften zum Liberalismus zu einem anschaulichen und lebendigen Blick auf den Gesamtentwurf.