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Carsten Rauch

Das Konzept des friedlichen Machtübergangs. Die Machtübergangstheorie und der weltpolitische Aufstieg Indiens

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung 26); 487 S.; brosch., 89,- €; ISBN 978-3-8487-1370-7
Diss. Frankfurt a. M.; Begutachtung: H. Müller, R. Wolf. – Ein Blick in die Geschichte verrät, dass globale Machtverschiebungen – insbesondere die Ablösung einer globalen Führungsmacht durch eine andere – fast zwangsläufig von gewaltsamen Auseinandersetzungen begleitet waren. Muss dies so sein? Was sind die Bedingungen für einen friedlichen Machtübergang? Diese Fragen stehen im Blickpunkt der Untersuchung des wissenschaftlichen Mitarbeiters der Hessischen Stiftung für Friedens‑ und Konfliktforschung Carsten Rauch. Vor dem Hintergrund des relativen Machtverlustes der USA und der sich abzeichnenden Multipolarität des internationalen Systems setzt er sich mit der Machtübergangstheorie (Power Transition Theory, PTT) auseinander. Der Autor sucht nach einer Variante, die – anders als bisherige Spielarten von PTT – Varianzen in der Art des Machtübergangs (sowohl friedlich als auch konfliktbehaftet) und des Systemtyps der beteiligten Staaten (sowohl Demokratien als auch Nicht‑Demokratien) berücksichtigt. Darüber hinaus geht er davon aus, dass „die Zufriedenheit mit der internationalen Ordnung der wichtigen Akteure“ (31) eine entscheidende Bedingung für das Zustandekommen eines friedlichen Machtwechsels darstellt. Das um diese Annahmen ergänzte Modell einer PTT wendet Rauch auf das Szenario eines Machtübergangs von den USA zu Indien an. Ausgehend von der Vorstellung, dass früher oder später eine Ablösung der globalen Führungsmacht USA bevorsteht, erhält die vom Autor aufgeworfene Frage eine immense Bedeutung. Rauchs Leistung besteht vor allem darin, dass er, anders als die bisher vorhandene Forschung, mit seiner Spielart der PTT eine „normative Wendung“ (34) unternimmt, die jenseits der Erklärung von mit Machtübergängen einhergehenden Kriegen und Konflikten die relevanten Variablen und Faktoren für einen friedlichen Machtübergang identifiziert und Ansatzpunkte für Strategien zum friedvollen „Management von Machtübergängen“ (278) aufzeigt. Ihm geht es mit seiner Analyse nicht darum, Prognosen zum Wann, Wie und Wer einer tektonischen Machtverschiebung auf der globalen Bühne zu unternehmen. Der Autor kommt (auf der Grundlage der PTT) in überzeugender Weise zu dem Ergebnis, dass Indiens „Machtentwicklung, Machtwille und Zufriedenheitsstatus einen problematischen Machtübergang erwarten lassen" (407) und deutet somit – besteht man denn jenseits ihres theoretischen Beitrags hierauf – das praktische Potenzial der Theorie an.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.414.12.682.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Carsten Rauch: Das Konzept des friedlichen Machtübergangs. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37678-das-konzept-des-friedlichen-machtuebergangs_45975, veröffentlicht am 16.10.2014. Buch-Nr.: 45975 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken