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Matthias Wolfram

Entscheidungsprozesse im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die Mandatierung von Militäreinsätzen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (The United Nations and Global Change 6); 400 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8329-7506-7
Politikwiss. Diss. Erlangen‑Nürnberg; Begutachtung: J. Varwick, M. Fröhlich. – Matthias Wolfram, Generalstabsoffizier der Bundeswehr, fragt nach den Faktoren, Akteuren und Prozessen der Entscheidungsfindung im Sicherheitsrat (SR) der Vereinten Nationen (VN) wenn es darum geht, ein Mandat für einen Militäreinsatz nach Kapitel VII der VN‑Charta zu beschließen. Bisher sei von der Wissenschaft kein umfassender Versuch der Darstellung, Analyse und Erklärung der dort stattfindenden Entscheidungsprozesse unternommen worden. Wolfram entwickelt nun ein Modell, das für die Ära nach dem Ende des Ost‑West‑Konflikts die Einflussfaktoren und Entscheidungswege sowohl innerhalb des Sicherheitsrates selbst als auch innerhalb seiner Mitgliedstaaten berücksichtigt. Grundlage hierfür ist das Political Process Model, das um das Modell der bürokratischen Politik und weitere konstruktivistische Überlegungen zur Natur von Entscheidungen ergänzt wird. Wolfram identifiziert hierbei dutzende Faktoren, die als bedeutend für die Entscheidungsfindung im VN‑Sicherheitsrat erachtet werden können. Ihre Relevanz für den Mandatierungsprozess erhalten organisatorische Faktoren, zu denen unter anderem die Geschäftsordnung, die Stimmenverteilung und weitere Bestimmungen der VN‑Charta zählen, dabei erst aus dem Zusammenspiel mit den Einflussmöglichkeiten einzelner Staaten, die sich wiederum aus ihrem politischen Gewicht und den diplomatischen Mitteln und Fähigkeiten ergeben. Das Zustandekommen nationaler Entscheidungen für oder gegen ein entsprechendes VN‑Mandat selbst unterliegt mit Faktoren wie dem innenpolitischen Umfeld, dem nationalen Entscheidungssystem und dem außerstaatlichen Umfeld ebenfalls zahlreichen individuellen Einflussgrößen. Wolframs Ziel ist es, „die Einflüsse auf die Entscheidungsfindung herauszufiltern, sie zu priorisieren und anhand dieser Einflüsse und ihrer Gewichtung den Entscheidungsprozess des VN SR in seinen wesentlichen Elementen […] nachzuvollziehen“ (95). Zusammengenommen wirft er mit seiner Untersuchung einen theoriegeleiteten Blick in die Black Box der Entscheidungsfindung im VN‑Sicherheitsrat, ohne dabei eine deterministische Theorie vorzulegen. Besondere Berücksichtigung erfahren dabei die USA als wichtigster Mitgliedstaat des Gremiums und damit als besonders geeignetes Fallbeispiel.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.34.41 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Matthias Wolfram: Entscheidungsprozesse im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37689-entscheidungsprozesse-im-sicherheitsrat-der-vereinten-nationen_43450, veröffentlicht am 23.10.2014. Buch-Nr.: 43450 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken