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Sedigheh Vasmaghi

Women, Jurisprudence, Islam. Übersetzt von Mr Ashna und Philip G. Kreyenbroek

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2014 (Göttinger Orientforschungen, III. Reihe: Iranica. Neue Folge 11); 162 S.; 38,- €; ISBN 978-3-447-10178-3
Das Leben von Musliminnen und Muslimen wird seit Jahrhunderten durch die islamische Scharia bestimmt. Die vorrangig in von Schiiten regierten Gesellschaften zu konstatierende ungleiche rechtliche Stellung der Frau gegenüber dem Mann wird (auch) mithilfe der Scharia begründet. Sedigheh Vasmaghi, früher Mitarbeiterin an der theologischen Fakultät der Universität Teheran und jetzt Dozentin an der Universität in Uppsala, untersucht in ihrem Buch wichtige Quellen des Islams und durchforscht diese nach den darin enthaltenen Aussagen zur Stellung der Frau. Was Vasmaghi bereits auf den ersten Seiten deutlich macht und ihre gesamte Analyse bestimmt, ist die Tatsache, dass die Scharia, also die Gesamtheit von normsetzenden Regeln, oftmals von juristisch gebildeten Männern interpretiert und in formales Recht gegossen wurde und wird. Die Scharia kann also als juristische Auslegung des islamischen Rechts gesehen werden, sie ist aber nicht als einzig wahre und ewig gültige Interpretation zu betrachten. Entsprechend existieren verschiedene Regeln und Gesetze und können genau dann als legitim betrachtet werden, wenn sie nicht im Widerspruch zu den im Koran enthaltenen religiösen Pflichten und Verboten stehen. Vasmaghi betrachtet die Scharia und weitere religiöse Schriften stets in ihrem historisch‑sozialen Entstehungszusammenhang, was die darin enthaltenen Regeln aus heutiger Sicht einerseits nachvollziehbar(er) macht und andererseits vor Augen führt, dass einige Regeln bereits vor der Entstehung des islamischen Glaubens verbreitet waren beziehungsweise keinesfalls zwingend mit dem Islam in Verbindung gebracht werden müssen (beispielsweise Polygamie). Auf der Grundlage ihrer Analyse argumentiert Vasmaghi für eine bessere rechtliche Stellung der Frau und begibt sich damit explizit in Opposition zu dem heute in Iran geltenden Recht. Das persische Original ihres Buches ist bereits 2008 und damit in einer Zeit erschienen, in der das umstrittene Familiengesetz in Iran in Kraft getreten ist.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.272.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Sedigheh Vasmaghi: Women, Jurisprudence, Islam. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37704-women-jurisprudence-islam_46055, veröffentlicht am 23.10.2014. Buch-Nr.: 46055 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken