Skip to main content
Hamid Reza Yousefi (Hrsg.)

Demokratie im Islam. Analysen – Theorien – Perspektiven

Münster/New York: Waxmann Verlag 2014; 136 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-8309-3118-8
Spätestens seit der reflexartigen Empörung im Gefolge der Sarrazin‑Debatte (2010) wähnt man sich auch hierzulande im Kampf der Kulturen, wie ihn schon 1996 Huntington pointiert prophezeit hatte. Ein besonderer Reiz wohnt dabei der Frage inne, ob Islam und Demokratie als Lebenshaltungen miteinander vereinbar sind. Mit der Diskussion über gescheiterte Integrationskonzepte und dem Vormarsch radikaler Islamisten hat diese Debatte neuen Schwung erfahren. Umso wichtiger ist eine Versachlichung der Materie, wie sie Hamid Reza Yousefi anstrebt. Yousefi, seit 2010 an der Universität Koblenz‑Landau als Privatdozent im Bereich Interkulturelle Philosophie tätig, argumentiert in seinem Beitrag gegen die (scheinbare) Unvereinbarkeit von Islam und Demokratie, indem er an einen vermittelnden, an Kontext, Situation und Individualität gebundenen Vernunftbegriff appelliert. Sein Vergleich zwischen der westlichen Demokratie und dem islamischen Volksprimat will jedoch vielleicht sogar irritieren, wähnt er den Islam im Westen doch in der Rolle des Verfolgten, während er zu den Rollen von Wächterrat und Religionspolizei im Iran keine eindeutige Haltung hat. Umso interessanter sind daher die Beiträge von Alireza Sheikh Attar, Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland, und Mahdi Imanipour, Kulturrat der Botschaft Irans und mit Yousefi unter anderem über die gemeinsam verantwortete Zeitschrift Spektrum Iran verbunden, die in der iranischen Exilgemeinde auf ein eher geteiles Echo stoßen dürften. Tenor hier ist die dann auch von Peter Gerdsen formulierte Kritik, dass sich die westliche Demokratie zu stark liberalisiert und darüber die identitätsstiftende Wirkung des Transzendenten aus den Augen verliert. Das erinnert – gerade bei Gerdsen – stark an Edmund Burke, zitiert wird er nicht. Der Beitrag von Bernd Hamm gerät dagegen zur Abrechnung mit dem Neoliberalismus, in seiner Globalisierungskritik hat der Islam keinen Platz, für ihn ist die Rolle der USA zu eindeutig besetzt. Dieser Band soll nachdenklich stimmen und zur Diskussion anregen. Das dürfte dem Herausgeber gelungen sein.
Martin Schwarz (MAS)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie (ISP) an der Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.232.22.63 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Hamid Reza Yousefi (Hrsg.): Demokratie im Islam. Münster/New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37709-demokratie-im-islam_46129, veröffentlicht am 23.10.2014. Buch-Nr.: 46129 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken