Skip to main content
Gerd Pohl / Klaus Wicher (Hrsg.)

Hamburg: Gespaltene Stadt? Soziale Entwicklungen in der Metropole

Hamburg: VSA 2013; 204 S.; 16,80 €; ISBN 978-3-89965-562-9
Tendenzen der sozialen Spaltung in der Metropole Hamburg haben die Herausgeber bereits 2011 zum Thema eines Sammelbandes gemacht („Armes Reiches Hamburg. Metropole zwischen Wohlstand und Armut“, siehe Buch‑Nr. 41265). Ging es dort nicht allein, aber eher um unterschiedliche Dimensionen sozialer Ausgrenzung, so werden im aktuellen Band in der Hauptsache Folgen sozialräumlicher Polarisierung auf der Ebene von Stadtteilen und Ansatzpunkte einer übergreifenden Stadtpolitik behandelt, „die Armut und soziale Spaltungen nachhaltig bekämpft“ (12). Die Autorinnen und Autoren kommen – wie auch im ersten Band – teils aus Praxisfeldern der sozialen Arbeit, teils aus dem Hamburger Hochschulbereich, zwei Autorinnen zählen zu Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft (Die Linke; Bündnis90/Die Grünen). Das Auseinanderdriften von armen und reichen Lebenslagen wird zum einen an Entwicklungen und Widersprüchlichkeiten ausgewählter Politikfelder behandelt – so der Haushaltspolitik (Matthias Woisin), der Wohnungspolitik (Heike Sudmann; Laura Crcic/Cordula Tillmann/Nicole Wegner/Johanna Wessels) und der Bildungspolitik (Klaus Bullan). Eine kritische Sichtung von Instrumenten einer Stadtentwicklungspolitik, die sich mit marktbedingten Effekten residentieller Segregation auseinanderzusetzen hat, gibt Simon Güntner. In drei (durch ihre Konkretion anregenden) Beiträgen geht es um die soziale Situation einzelner Stadtteile. Am Beispiel von St. Georg wird die sich seit Jahren vollziehende Gentrifizierung dieses citynahen Quartiers eindrucksvoll belegt (Michael Joho). Die sehr unterschiedlichen Benachteiligungen zweier großer, von dichter Wohnbebauung der 1950er‑Jahre geprägter Stadtteile im Osten Hamburgs (Hamm und Horn) sind Gegenstand eines weiteren Quartierporträts (Marion Fisch). Von diesen überwiegend an Problemlagen orientierten Darstellungen hebt sich die knappe Beschreibung der Hafencity deutlich ab, die „in vielfältiger Hinsicht als ein gleichermaßen mutiges, interessantes und konsequentes Experiment und Lernfeld zukunftsfähiger Innenstadtentwicklung“ (Ingrid Breckner, 156) anzusehen sei. Gerade durch die inhaltliche und methodische Unterschiedlichkeit der Beiträge liefert der Band am Beispiel Hamburgs interessante Schlaglichter auf das aktuelle Problem großstädtischer Spaltungsprozesse.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.3252.3422.343 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Gerd Pohl / Klaus Wicher (Hrsg.): Hamburg: Gespaltene Stadt? Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37824-hamburg-gespaltene-stadt_45259, veröffentlicht am 27.11.2014. Buch-Nr.: 45259 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken