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Slave Cubela

Klasse gemacht! Beiträge zur Aktualität der Klassentheorie

Wien: Mandelbaum Verlag 2014 (kritik & utopie); 198 S. ; 15,- €; ISBN 978-3-85476-634-6
Im Rahmen der seit 2008 andauernden Finanz‑, Wirtschafts‑ und Staatsschuldenkrise haben, so schreiben Jürgen Behre, Said Hosseini und Nadja Rakovitz in ihrem Vorwort, klassentheoretische Ansätze zur Analyse der gegenwärtigen ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen eine ungeahnte Renaissance erfahren. In der Vielzahl der vorliegenden Publikationen, so ihre Einschätzung, gelinge es jedoch nur selten, Ökonomie, Subjekte und soziale Bewegungen integriert zu betrachten. Bei Slave Cubelas Aufsatzsammlung sei das anders: „Die Kritik der politischen Ökonomie und die sozialen Auseinandersetzungen und Proteste sollen zusammen diskutiert und die gegenwärtigen Verhältnisse so historisch eingebettet werden, dass sich der Blick sowohl zurück als auch nach vorne in die Zukunft richtet. Der Theoretiker steht nicht außerhalb dieser Prozesse. Zentral sind für Cubela in diesem Zusammenhang Klassen und ihre Bildungsprozesse.“ (8) Was heißt das konkret? In den Aufsätzen, die aus dem Zeitraum von 2004 bis 2014 stammen, nimmt Cubela bereits 2005 Stellung zum „Verhältnis von Klasse, Staat und Revolution“ (51). In „radikalemanzipativer Absicht“ (52) auch heute noch am Klassenbegriff festzuhalten bedeute, gesellschaftliche Veränderung von der materiellen Basis her zu denken: „Ökonomie ist das entscheidende strategische Feld der Gesellschaft, Klassenkampf der Kampf mit den und um die unterdrückten Akteure(n) dieses Feldes zum Zwecke der Wiederaneignung und Neuausrichtung desselben und der Gesellschaft überhaupt.“ (53) Nicht nur, dass hier eine problematische Semantik aufscheint, die suggeriert, die arbeitenden, produzierenden etc. Massen seien zumindest zu einem Teil Mittel zum Zweck, womit sich die Frage stellt: Wessen Mittel? – Auch die Fokussierung auf das Materielle scheint kaum hinreichend, um die Beharrungskräfte eines gegenwärtig neoliberalen Plausibilisierungsregimes, wie Oliver Marchart das genannt hat, adäquat in den Blick zu bekommen. Es stellt sich also die Frage: Ist – und wenn ja, inwiefern – die Klassentheorie gegenwartsdiagnostisch relevant? Im letzten Aufsatz des Bandes, in dem Cubela David Nobles Analysen der Technikentwicklung als sozialen Prozess in den USA bis hin zu den zeitgenössischen Computer‑ und Überwachungstechniken nachzeichnet, wird dahingehend zweierlei deutlich: Für eine Sensibilisierung zu aktuellen Problemlagen taugen klassentheoretische Ansätze in der Tat. Darüber hinaus bleiben viele offene Fragen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.425.332.222.644.43 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Slave Cubela : Klasse gemacht! Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37827-klasse-gemacht_45641, veröffentlicht am 27.11.2014. Buch-Nr.: 45641 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken