Skip to main content
Mandy Rönicke

Die Multikausalität moderner Sklaverei. Ein theoretischer und empirischer Diskurs anhand ausgewählter Fallbeispiele

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2013 (Chemnitzer Schriften zur europäischen und internationalen Politik 4); 191 S.; 68,80 €; ISBN 978-3-8300-6458-9
Magisterarbeit TU Chemnitz; Begutachtung: B. Neuss. – Für das global auftretende Phänomen der modernen Sklaverei existiert keine allgemeingültige Definition. Mandy Rönicke entwickelt daher zu Beginn ihrer Arbeit ein breites Begriffsverständnis, das moderne Sklaverei als Oberbegriff für unterschiedliche Formen wie beispielsweise Menschenhandel, Zwangsarbeit, ‑prostitution und ‑verheiratung, sexuelle Gewalt gegen Kinder, Kinderarbeit oder den Einsatz von Kindern als Soldaten ausweist. Auf dieser Grundlage erfolgt eine kurze Darstellung des Ausmaßes und der vielfältigen Ausprägungen moderner Sklaverei sowie der völkerrechtlichen und nationalstaatlichen Instrumente und Strukturen zu ihrer Bekämpfung. Das Hauptinteresse der Autorin gilt dann der Frage, warum weltweit Millionen von Menschen Opfer von Sklaverei sind, obwohl diese rechtlich verboten ist. Warum greifen die bestehenden Rechtsinstrumente zur Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsarbeit nicht? Inwiefern sind die Ursachen und Triebkräfte der menschenrechtsverletzenden Praktiken für die Ineffektivität ihrer Bekämpfung mitverantwortlich? Zur Beantwortung dieser Fragen analysiert Rönicke verschiedene Erklärungsansätze. Sie unterscheidet zwischen angebots‑ und nachfrageseitigen Faktoren und gelangt im Ergebnis zu einem komplexen Ursachenbündel, bestehend aus ökonomischen (wie Armut vs. hohe Profitinteressen), sozio‑kulturellen (wie mangelnde Bildung und niedrige Stellung der Frau vs. Ausnutzung verletzbarer Situationen), ökologischen sowie politisch‑rechtlichen (schwache Staatsführung, Gewaltkonflikte vs. Korruption, Ausnutzung politischer Gegebenheiten) Faktoren, die sich zum Teil wechselseitig bedingen. Dabei gilt, dass diese Triebkräfte „allein durch ihre bloße Existenz weder Menschenhandel bewirken noch Formen moderner Sklaverei generieren. Vielmehr fördern [… sie] die Verwundbarkeit von Menschen oder Gesellschaften“ (82). Anhand von drei Fallstudien zu Mauretanien, Indien und Rumänien kann die Autorin ihre These, dass erstens „Sklaverei multikausal ist“ und zweitens präventive Ansätze zu ihrer Verhinderung „weniger aufgrund unzureichender Rechtsinstrumente“ (145), sondern aufgrund der Multikausalität der Ursachen scheitern, untermauern. Die Arbeit schließt mit Handlungsempfehlungen, die vor allem auf die Notwendigkeit länder‑ und kontextspezifisch angepasster Präventivansätze abstellen.
{AR}
Rubrizierung: 4.422.22.612.672.68 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Mandy Rönicke: Die Multikausalität moderner Sklaverei. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37935-die-multikausalitaet-moderner-sklaverei_45867, veröffentlicht am 08.01.2015. Buch-Nr.: 45867 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken