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Pieter Verstraete

In the Shadow of Disability. Reconnecting History, Identity and Politics

Opladen u. a.: Barbara Budrich Publishers 2012; 133 S.; pb., 16,90 €; ISBN 978-3-8474-0023-3
Innerhalb der noch jungen interdisziplinären Disability Studies nimmt die Disability History – die Erforschung der historischen Entwicklung der Wahrnehmung von und des Umgangs mit Behinderung – einen Schwerpunkt ein. Eine Neuausrichtung der wissenschaftlichen Forschung um Menschen mit Behinderungen setzte etwa zum Zeitpunkt der aufstrebenden Behindertenbewegung ein. Die Parole „Nothing about us without us“ (24) galt nun auch in den Wissenschaften, die zunehmend auf partizipative Methoden setzte. Pieter Verstraete verfolgt bei seiner Untersuchung einen sozialkonstruktivistischen Ansatz, um zu eruieren, ob und, wenn ja, wie und in welchem Ausmaß Forscher ohne Behinderungen relevante Beiträge zur Disability History leisten können. Das Bild des Schattens, wie es bereits im Titel vorgezeichnet ist, dient ihm dabei als Ausgangspunkt seiner Überlegungen, so helfe etwa die Behindertenpolitik Menschen mit Behinderungen, aus dem Schatten herauszutreten. Auch in seinem Rückgriff auf Michel Foucault, der laut Verstraete die Forschung um Menschen mit Behinderung entscheidend inspirierte, bemüht er das Symbol des Schattens: Wir allen stünden gemeinsam im Schatten der Machtverhältnisse, aus denen wir uns nicht lösen könnten, sodass der Schatten im Grunde dafür sorge, Unterschiede verblassen zu lassen. Dies führt dann weiter zu der Frage, ob der Mensch an sich behindert ist oder durch die Strukturen und Organisationen der jeweiligen Gesellschaft erst behindert wird – eine entscheidende Frage, wenn es darum geht, über die Bildungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen zu diskutieren. Der Autor unterscheidet dabei zwischen Maßnahmen, die die Aktivität der Menschen fördern oder einschränken und gibt einen historischen Überblick über die Bildungsprogramme Westeuropas seit dem 18. Jahrhundert. Anlehnend an Foucault spricht Verstraete sich dafür aus, von der Dichotomie in „wir“ und „sie“, wie sie bisher auf beiden Seiten gängig ist, Abstand zu nehmen.
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Rubrizierung: 2.2632.232.22 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Pieter Verstraete: In the Shadow of Disability. Opladen u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38009-in-the-shadow-of-disability_43850, veröffentlicht am 29.01.2015. Buch-Nr.: 43850 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken