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Barbara Holland-Cunz

Die Natur der Neuzeit. Eine feministische Einführung

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2014 (Politik und Geschlecht – kompakt 1); 165 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-8474-0114-8
Barbara Holland‑Cunz widmet sich „einem alten Thema: der Entstehung und Entwicklung unserer heutigen Handlungsweisen und Vorstellungen vom Verhältnis zwischen Gesellschaften und ihrer sogenannten ‚natürlichen Umwelt‘“ (12). Die globalen ökologischen Krisen verlangten nun ein Ende feministischer Marginalisierungen ökologischer Fragen. Derzeit existiere ein kapitalistisches Patriarchat, in dem die „Ausbeutung von Frauen, Natur und Marginalisierte(n) jeglicher Provenienz“ (14) zu beobachten sei. Die Autorin, Professorin für Politikwissenschaft in Gießen, blickt auf die Geschichte der Neuen Frauenbewegung zurück und identifiziert drei Phasen: Zwischen Mitte der 1970er‑Jahre bis zum Fall der Mauer habe die ökofeministische Sicht auf die Welt dominiert, Donna Haraway habe mit ihren Arbeiten zu den gesellschaftlichen Naturverhältnissen im spätkapitalistischen Patriarchat die entsprechenden Argumente geliefert. Ausgelöst durch Judith Butlers Werk „Gender Trouble“ habe der Feminismus nach dem Ende der bipolaren Welt eine theoretische Wende hin zum postmodernen Konstruktivismus vollzogen – bisherige naturtheoretische Überlegungen hätten von da an als reaktionär gegolten. Auf dem Ökofeminismus habe das Verdikt gelastet, die patriarchale Struktur der Welt theoretisch zu stützen. Allerdings habe die Marginalisierung des Ökofeminismus lediglich im Nordwesten der Erde stattgefunden, die Verleihung des Friedensnobelpreises 2004 an Wangari Maathai, Feministin und Öko‑Aktivistin, wertet Holland‑Cunz als ein Zeichen dafür, dass naturbezogene feministische Perspektiven in vielen Ländern der Welt weiterhin als bedeutsam betrachtet worden seien. Die Weltfinanzkrise 2008 sowie globale ökologische Krisen ließen am Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts Zweifel an der neoliberalen Philosophie und Kritik am Kapitalismus aufkommen; damit seien Natur und Materialität in die feministische Theorie zurückgekehrt. Prominenteste Vertreterin des „material turn“ sei derzeit Karen Barad, Nachfolgerin auf Haraways Professur an der Universität in Santa Cruz in Kalifornien. Ihre Positionen bewertet die Autorin allerdings teilweise kritisch. Auch hierzulande sei eine Renaissance eines ökologisch orientierten Feminismus zu beobachten, feministische Wissenschaftler_innen, denen die Theoretisierung und Politisierung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse am Herzen liegen, lebten gegenwärtig „in spannenden Zeiten“ (141). In der „Re‑Lektüre der alten ökofeministischen Utopien aus den 1970er‑Jahren“ sieht Holland‑Cunz einen geeigneten „naturbezogenen Neustart für den Feminismus“ (150).
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Rubrizierung: 2.275.325.332.24.455.422.3312.36 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Barbara Holland-Cunz: Die Natur der Neuzeit. Opladen u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38131-die-natur-der-neuzeit_44918, veröffentlicht am 05.03.2015. Buch-Nr.: 44918 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken