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Ulrich van der Heyden

GDR Development Policy in Africa. Doctrine and Strategies between Illusions and Reality 1960-1990. The example (South) Africa

Wien/Berlin: Lit 2013 (Spektrum 109); 316 S.; 69,90 €; ISBN 978-3-643-90421-8
Geschichtswiss. Diss. Grahamstown, South Africa; Begutachtung: A. Kirkaldy. – Ulrich van der Heyden untersucht die politischen Beziehungen zwischen der DDR und afrikanischen Ländern zwischen 1960 und 1990. Er fokussiert dabei besonders auf den südlichen Teil des afrikanischen Kontinents. Neben militärischen und zivilen Hilfsprojekten in Afrika bezieht der Autor auch Ausbildungsprojekte für Afrikaner in der DDR in seine Arbeit mit ein. Die DDR habe sich, hebt der Autor hervor, seit ihrer Gründung besonders um eine enge Zusammenarbeit mit kolonisierten Ländern bemüht, die nach Emanzipation und Unabhängigkeit strebten. Wenn man den wirtschaftlichen Kontext betrachte, sei die DDR wohl deutlich stärker in der Entwicklungshilfe engagiert gewesen als die Bundesrepublik. Diese Solidarität sei in der Bevölkerung auf große Unterstützung gestoßen. Die wichtigste Entwicklungshelfer‑Organisation waren die etwa 300 Mitglieder fassenden „Brigaden der Freundschaft“ (88) der FDJ, die unmittelbar dem Zentralkomitee unterstellt waren und direkt vor Ort eingesetzt wurden. Ihren ersten Einsatz hatten die „Botschafter im Blauhemd“ (88) 1964 in Mali, wo sie bei der Entwicklung der Landwirtschaft helfen sollten. Die Auslandsreise sei für die jungen Ostdeutschen natürlich auch ein exklusives Privileg gewesen. Vorwürfe zeitgenössischer westdeutscher Beobachter, dass es sich um eine getarnte militärische Einheit zum verdeckten Einsatz in der Dritten Welt handelte, weist der Autor entschieden zurück, wenngleich er einräumt, dass die Entwicklungspolitik oft ideologisch und vom Kalten Krieg geprägt gewesen sei. So seien erst nach dem offiziellen Ende der Apartheid diplomatische Beziehungen zwischen Südafrika und der DDR etabliert worden. Van der Heyden weist darauf hin, dass auch heute noch Politiker in Entwicklungsländern sich an die Leistungen der DDR‑Entwicklungspolitik erinnern und anerkennen würden, dass diese eine wichtige Rolle in der Befreiungsgeschichte der ehemaligen Kolonien gespielt habe. Da die DDR‑Geschichtsforschung bisher häufig aus rein westdeutscher Perspektive betrieben werde, bemühe er sich als geborener Ostdeutscher um eine objektivere Sichtweise. Die engen zwischenstaatlichen und persönlichen Kontakte, die damals in der Entwicklungszusammenarbeit mit afrikanischen Ländern entstanden seien, gelte es als Chance zu begreifen und wieder aufleben zu lassen.
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Rubrizierung: 2.3142.674.22 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Ulrich van der Heyden: GDR Development Policy in Africa. Wien/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38138-gdr-development-policy-in-africa_46383, veröffentlicht am 05.03.2015. Buch-Nr.: 46383 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken