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Julia Gruhlich / Birgit Riegraf (Hrsg.)

Geschlecht und transnationale Räume. Feministische Perspektiven auf neue Ein- und Ausschlüsse

Münster: Westfälisches Dampfboot 2014 (Forum Frauen- und Geschlechterforschung 41); 271 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-241-1
Mit dem Begriff der Transnationalisierung werden laut einer Definition von Ludger Pries, auf die sich die Herausgeberinnen einleitend beziehen, „relativ dauerhafte und dichte plurilokale und nationalstaatliche Grenzen überschreitende Verflechtungsbeziehungen von sozialen Praktiken, Symbolsystemen und Artefakten definiert“ (7). Daran anschließend erweitern die versammelten Aufsätze nicht nur den Blick über nationalstaatliche Grenzen hinweg, sondern es wird vorrangig die Mikroebene der sozialen Welt analysiert. Der Band ist in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten Abschnitt geht um die Transformation von globalen und transnationalen Geschlechterräumen. Ilse Lenz begreift in ihrem Beitrag den Raum als „Ergebnis sozialen Handeln[s] von verkörperten Akteuren, embodied subjects“ (25, i. O.), wodurch es der Autorin zufolge möglich ist, die ungleichen Positionen zu verstehen, die diese Subjekte aufgrund von zum Beispiel Klasse, Begehren und Geschlecht einnehmen. Anhand der Herausbildung von globalen politischen Räumen zeigt Lenz, wie oftmals prekäre und widersprüchliche Handlungsräume für Frauen und die Artikulation geschlechterpolitischer Anliegen entstehen. Im zweiten Abschnitt stehen transnationale Organisationen, Arbeitsmärkte und Geschlecht im Zentrum. Jeff Hearn entwirft den Begriff der „transpatriarchies“, um die strukturelle Tendenz und individualisierte Neigung für die transnationale Geschlechterdominanz der Männer zu beschreiben. Diese zeige sich in vielfältigen transnationalen Machtarenen, wie global agierende Konzerne und Regierungsorganisationen, in denen Geschlechterordnungen reproduziert werden, sowie in der Geschlechtersegregation von Arbeit oder auch im Sexhandel und in der Sexualisierung in den globalen Massenmedien. Im letzten Abschnitt geht es um die Frage der wissenschaftstheoretischen und methodologischen Auseinandersetzung mit diesen transnationalen Entwicklungen. In ihrer empirischen Studie untersuchen Mayurakshi Chaudhuri et. al. die wechselseitige Erzeugung unterschiedlicher Differenzierungsachsen – Intersektionalität – anhand von Machtkonstellationen in sozialen und geografischen Räumen. Sie zeigen, wie sich über Migration – etwa von Indien in die USA – der soziale Status innerhalb der Familie, aber auch innerhalb der Geschlechterbeziehungen verschiebt.
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Rubrizierung: 2.272.24.434.425.2 Empfohlene Zitierweise: Alexandra Scheele, Rezension zu: Julia Gruhlich / Birgit Riegraf (Hrsg.): Geschlecht und transnationale Räume. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38152-geschlecht-und-transnationale-raeume_46669, veröffentlicht am 05.03.2015. Buch-Nr.: 46669 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken