Die Autorin identifiziert die beruflichen Schulen als Blindstelle der politischen Bildung. Um diese Lücke zu schließen, diskutiert Anja Besand zunächst ausführlich die Stellung der politischen Bildung im Rahmen des Berufsschulsystems und die der Berufsschulen an Universitäten, die für das Lehramt ausbilden. Außerdem werden Defizite in der Aus‑ und Weiterbildung von Lehrer_innen thematisiert. Insgesamt ergibt sich in allen Aspekten das Bild eines marginalisierten Bildungsbereichs. Im Kontext mit den in der Einleitung des Buches präsentierten Argumenten für die Wichtigkeit des Themas (berufliche Bildung als letzte Chance politischer Bildung, Volljährigkeit und damit Wahlrecht der Schüler_innen, Heterogenität der Schüler_innenschaft, zahlenmäßige Größe des Bildungsbereichs) gewinnt dieser Befund an Brisanz. In Kapitel 4 werden die Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie, die mit Adressat_innen und Akteur_innen der politischen Bildung durchgeführt wurde, dargestellt. Befragt wurden 89 Lehrer_innen und Referendar_innen, 23 Studierende, 17 Schüler_innen und 24 Hochschullehrer_innen. Die Erkenntnisse decken sich zum Teil mit denen aus der vorhergehenden Analyse. Hinzu kommen die Probleme der Marginalisierung der politischen Bildung an den Schulen und des Umgangs mit politikfernen Schüler_innen in bestimmten Berufsschulzweigen sowie das Empfinden, der Unterricht werde von den Ausbildungsbetrieben oft als Dienstleistung für deren Interessen empfunden, was besonders die Thematisierung kontroverser Themen erschwere. Schließlich destilliert die Autorin die Erkenntnisse zu Ansatzpunkten für eine Problemlösung und bessere Nutzung der Chancen des Bildungsbereichs, um durch deren Umsetzung die politische Bildung an beruflichen Schulen „wachzuküssen“ (220). Insgesamt bietet die Veröffentlichung eine ausführliche und multiperspektivische Betrachtung eines Nischenthemas. Auch dank des sinnvollen Einsatzes sehr pointierter Zwischenkapitelzusammenfassungen und Marginalien kann das Buch zum Standardwerk für den Forschungsbereich politische Bildung an beruflichen Schulen werden.