Rechtswiss. Diss. Zürich; Begutachtung: M. Mahlmann. – Frederik von Harbou schlägt mit seiner Dissertation einen großen Bogen, um zu einem bescheiden anmutenden, aber wichtigen und weiterführenden Ergebnis zu gelangen. Der Autor weist nach, dass Menschenrechte nicht nur juristisch und politisch, sondern auch moralisch fundiert sind (3. Kapitel). Zudem legt er dar, dass Moral sowohl rationale als auch affektive Züge trägt (2. Kapitel). Die Motivation, andere nicht zu schädigen, sondern Hilfe zu leisten und an einer gerechten Gesellschaftsordnung mitzuarbeiten, werde durch Empathie befördert. Dabei sei Empathie nicht identisch mit Mitgefühl, sondern umfasse neben dieser emotionalen auch eine reflexive (sich in andere hineinversetzen können) Komponente, was durch neurowissenschaftliche Beobachtungen bestätigt werde (1. Kapitel). Aus diesem sehr vielschichtig abgestützten Befund schließt von Harbou, dass Menschenrechte nicht nur ein kontingentes Konstrukt darstellen, das unter konkreten politischen und juristischen Rahmenbedingungen errichtet worden ist, sondern auch in der „Natur“ des Menschen verwurzelt sind. Das entscheidende Wort ist dabei „auch“! Pointiert grenzt er sich von reduktionistischen Konzepten ab; er will keine universale Naturrechtstheorie wiederbeleben, sondern warnt vor den Gefahren einer solchen einseitigen Menschenrechtskonzeption: hier drohe nicht nur ein naturalistischer Fehlschluss, zudem seien Gefühle ideologieanfällig und subjektiv‑parteilich. Aber er beharrt darauf, dass zur multikausalen Herleitung der Menschenrechte auch der Rekurs auf die Empathie nicht fehlen dürfe, sie sei ein notwendiger, aber keineswegs hinreichender, sondern ergänzungsbedürftiger Baustein für die Herleitung dieser Rechte.