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Tilman Evers

Politik und Sinn. Ideen für eine zivilgesellschaftliche Erwachsenenbildung. Hrsg. von Andreas Seiverth

Münster/New York: Waxmann Verlag 2014 (Erwachsenenbildung 2); 379 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-8309-3045-7
Anlässlich des 70. Geburtstages von Tilman Evers ehren ihn seine früheren Kollegen der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE) mit der Herausgabe dieses Bandes. Versammelt sind Beiträge des Sozialwissenschaftlers, die bereits andernorts veröffentlicht wurden und einen Einblick in seine politische Praxis und sein Denken vermitteln. Herausgeber Andreas Seiverth lobt Evers‘ „Fähigkeit zu einer kritischen Zeitgenossenschaft und ein historisches Zeitbewusstsein“ (17). Zu den zentralen Themen zählt die Wahrung des Friedens und so erklärt sich, dass Evers den Aufbau eines zivilen Friedensdienstes befördert hat. Dessen Konzeption beschrieb er 1996 in einem Beitrag und zeigte den Unterschied zum Entwicklungsdienst auf. Diesen sieht er vor allem darin, dass „die Krisenprävention als explizites Ziel formuliert wird, sie bei allgemeiner entwicklungspolitischer Zusammenarbeit jedoch nur ein positiver Nebeneffekt ist“ (288). Die Frage, inwieweit „die Zivilgesellschaft einen Ort kirchlichen Wirkens“ (121) darstellt, bejaht der Autor, gibt aber zu bedenken, dass „die Rolle kirchlicher Gruppen in der Zivilgesellschaft […] durch schwindende Kirchenfinanzen“ (130) bedroht sei. Auch Aspekte der demokratischen Ordnung hat er mehrfach aufgegriffen und den Gedanken einer „‚gestuften und geteilten Volkssouveränität‘“ entwickelt, die sich „als wesentliches Konstruktionselement für den Übergang zu einer ‚Politischen Union Europas‘ erweise, durch den der kontrollierte Souveränitätsverzicht der europäischen Nationalstaaten durch einen Zuwachs an demokratischer Legitimation der politischen Steuerungsorgane kompensiert werden würde“ (17). Als ein „Ausdruck von Volkssouveränität“ (261) hätten Volksabstimmungen ihren Platz; direktdemokratische Ergänzungen zur parlamentarischen Repräsentation fügten dem Parlamentarismus „neue Stützen“ (269) hinzu, denn sie verbesserten die Kommunikation zwischen Bürgerschaft und Parlament. Dass das notwendig ist, zeigt er auch in einem Aufsatz von 1996 auf. Darin spricht er davon, dass die Beziehung zwischen Bürgergesellschaft und Staat gestört sei. Es sei die Aufgabe der politischen Bildung, „zur Überwindung dieser Entfremdung“ beizutragen und nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch „die Spielräume der Umsetzung“ (23) aufzufinden. Das Buch spiegelt Evers‘ demokratietheoretisch fundiertes Postulat bürgerschaftlicher Selbstgestaltung und seinen Einsatz für die zivile Friedenspolitik.
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Rubrizierung: 1.12.22.232.355.413.13.64.44 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Tilman Evers: Politik und Sinn. Münster/New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38318-politik-und-sinn_45826, veröffentlicht am 23.04.2015. Buch-Nr.: 45826 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken