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Norbert Hoerster

Wie lässt sich Moral begründen?

München: C. H. Beck 2014; 143 S.; 12,95 €; ISBN 978-3-406-66786-2
Der Philosoph Norbert Hoerster liefert mit seinem Werk über die interessenfundierte Begründung von Moral eine Neufassung von „Ethik und Interesse“ (2002, siehe Buch‑Nr. 22989). Einführend erläutert er sein Konzept von Moral und Moralnormen: Jede Moral bestehe aus Normen, die weitgehend zustimmungsfähig seien. Daher sei es von zentraler Bedeutung für die Philosophie, eine „überzeugende Methode der Moralbegründung“ (15) zu finden, denn die Zustimmung hänge ab von einer rationalen und intersubjektiv überzeugenden Begründung. Auf der Suche nach der „eigentlichen Basis unserer moralischen Urteile und Einstellungen“ (21) widmet Hoerster den Großteil des Buches dem Widerlegen von zwei objektivistischen Konzepten der Moralbegründung, die auf der menschlichen Erkenntnis fußen. So lehnt er das Naturrechtsdenken und den Intuitionismus als inkonsequent respektive widersprüchlich ab. Im Anschluss kritisiert er Kants, Habermas' und Hares Versionen einer Moralbegründung. Gemeinsam sei ihnen der Ausgangspunkt, dass es ein „vorgegebenes, rational zwingendes Verfahrensprinzip der Moralbegründung gibt, dessen korrekte Anwendung zur Erkenntnis bestimmter Moralnormen führt, die insofern als objektiv begründet gelten können“ (43). Die Kritik an der Diskurstheorie von Jürgen Habermas fällt dabei stellenweise harsch aus. So sei die Basis seiner Moraltheorie zu „komplex und unklar“ (58); hätte Habermas allerdings eine weniger irreführende Formulierung gewählt, hätte „auch der oberflächliche Leser wohl bemerkt, dass das Diskursprinzip in der Praxis offenbar weitgehend ins Leere läuft“ (63). Letztendlich legt Hoerster sein eigenes Konzept dar und zeigt, „dass sich bestimmte Moralnormen durchaus insofern intersubjektiv begründen lassen, als sie den (aufgeklärten) Interessen (so gut wie) aller Menschen dienen“ (94). Bestimmte elementare Interessen seien den Menschen gemeinsam – etwa der Wunsch nach körperlicher Unversehrtheit. Subjektive Interessen umfassten außerdem individuelle wie auch altruistische Motive, was die Zustimmungsfähigkeit darauf basierender Moralnormen verstärke. Hoerster ist sehr konsequent in seiner Kritik wie auch in seiner Argumentation. Seine Ausführungen präsentiert er gut verständlich und mit Beispielen unterstützt. Ein Glossar im Anhang zu den wichtigsten von ihm verwendeten Begriffen rundet den Band ab.
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Rubrizierung: 5.44 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Norbert Hoerster: Wie lässt sich Moral begründen? München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38323-wie-laesst-sich-moral-begruenden_46318, veröffentlicht am 23.04.2015. Buch-Nr.: 46318 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken