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Monika Salzbrunn

Vielfalt/Diversität

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (Einsichten); 171 S.; kart., 13,50 €; ISBN 978-3-8376-2407-6
Die Begriffe Vielfalt und Diversität bezeichnen Differenzen auf individueller und kollektiver Ebene. Insbesondere der englische Begriff Diversity hat im vergangenen Jahrzehnt in Deutschland an Prominenz gewonnen – sowohl auf Unternehmensebene, wo der angloamerikanische Ansatz des Managing Diversity aufgegriffen wurde, um unter anderem den demografischen Wandel zu meistern, als auch auf politischer Ebene (Stichwort Antidiskriminierung) und im wissenschaftlichen Diskurs, wo intersektionale Ansätze nicht nur die Frauen‑ und Geschlechterforschung herausgefordert haben. Monika Salzbrunn legt mit ihrem Band eine theoretische und ideengeschichtliche Einführung in das Konzept der Vielfalt vor. Auch wenn die deutschsprachige Diskussion den Ausgangspunkt für ihre Ausführungen bildet, legt sie den Schwerpunkt auf die frankophonen Debatten in den Sozialwissenschaften zu diesem Thema in Frankreich und Kanada, da ansonsten mehrheitlich die anglophonen Zweige der Wissenschaft in den Blick genommen werden. Nach einem Überblick über die etymologische und wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung des Konzeptes folgt im zweiten Abschnitt „eine kritische Einordnung der diversen Anwendungen des Begriffs innerhalb der einzelnen Fachdisziplinen“ (7), wobei sie sich auf sozialwissenschaftliche Theoretiker_innen konzentriert. Im dritten Abschnitt zeigt sie am Beispiel von Migrationsforschung und ‑politik das „Migrations‑Integrations‑Paradoxon“ auf. Dieses besteht in einem epistemologischen Widerspruch zwischen notwendiger Kategorienbildung und darin implizierter „Essenzialisierung“ (40). Das Problem zeigt sich bereits bei Statistiken. Sobald diese „ethnische Zugehörigkeiten“ erfassen, stellen sie diese Kategorie erst her und machen sie zu einem soziologischen Kriterium. In ihrem vierten Abschnitt greift sie Steven Vertovecs Begriff der „Super Diversity“ (61) auf, mit dem er auf die fortschreitende Diversifizierung von Migrant_innen hinweisen will. Außerdem betrachtet Salzbrunn verschiedene „Orte der Vielfalt“ (57), darunter Städte und Regionen, aber auch den Umgang mit Vielfalt in der UNESCO sowie in der Musik. Den Abschluss bildet ein Abschnitt mit Anwendungsbeispielen von „Diversity Management“ (114). Der Band ist insgesamt recht voraussetzungsvoll, weshalb er als Einführung in das Thema nur bedingt geeignet ist. Kritisch zu bemerken ist außerdem das mangelhafte Lektorat. Die Überschriften sind teilweise falsch und auch die Begriffe stimmen nicht immer überein.
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Rubrizierung: 2.22.2632.232.645.425.32.272.612.354.42 Empfohlene Zitierweise: Alexandra Scheele, Rezension zu: Monika Salzbrunn: Vielfalt/Diversität Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38589-vielfaltdiversitaet_46311, veröffentlicht am 02.07.2015. Buch-Nr.: 46311 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken