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Claudia Wiesner / Evgeny Roshchin / Marie-Christine Boilard (Hrsg.)

In Debate With Kari Palonen. Concepts, Politics, Histories

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 309 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8487-1502-2
Der Band, der „keine klassische Anthologie“ (11) sein will, nimmt sich von seinem Anlass her zunächst sehr konventionell wie eine solche aus: die Emeritierung Kari Palonens. Palonen, ein weit über die Grenzen Finnlands hinaus bekannter Politiktheoretiker, hat immer betont, wie wichtig Sprache und in der Sprache präsent gemachte Konzepte für die Erforschung des Politischen sind. Politische Theorie und Ideengeschichte sind demnach ebenso über die Sprache zugänglich wie beliebige andere politische Themen – und allesamt sind sie, wegen ihrer Hervorbringung durch eine Vielzahl unterschiedlicher Sprecher, notwendig plural und kontrovers. Die Liste der jeweils relativ kurzen, immer sehr individuell auf den jeweiligen Bezug des Autors beziehungsweise der Autorin zu Palonen zugeschnittenen Beiträge ist – als Ausweis von Palonens großer internationaler Reputation – lang. Nadia Urbinati etwa hebt in ihrem Text Palonens Beitrag zur Analyse deliberativer Prozesse in Parlamenten hervor. Die Unterscheidung, ob Argumentieren sich in privaten Clubs oder in öffentlichen Foren abspiele, sei ebenso wenig zu vernachlässigen wie die Zielsetzung der Argumentation, die vom Verstehen bis hin zum Überzeugen des jeweiligen Gegenübers reichen könne. In Anknüpfung an John Stuart Mill habe Palonen hier, so Urbinatis Einschätzung, eine an Max Weber gemahnende idealtypische Differenzierung von Deliberation, verstanden als ein permanenter Prozess der Meinungsbildung und Überzeugung, geliefert. Nicht minder interessant, jedoch aus einer gänzlich anderen, weniger fachlichen als vielmehr persönlichen Perspektive, ist der Beitrag von Hanna‑Mari Kivistö geschrieben. Sie berichtet von ihrer Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an Palonens Lehrstuhl, wo sie nicht nur sein Büro neu zu organisieren gehabt habe, sondern auch an vielen spannenden Gesprächen und gewinnbringenden Debatten – wohl das untrüglichste Zeichen eines funktionierenden akademischen Gefüges – habe teilnehmen dürfen. Und auch das Problem der Planung von Zeit – an Universitäten heute ohnehin ein knappes Gut – habe Palonen auf seine ganz eigene Weise angegangen: „Ich habe gelernt“, so Kivistö, „dass auch späte Treffen immer noch vor dem Anstoß eines Champions‑League‑Spiels enden.“ (84)
{LEM}
Rubrizierung: 1.32.215.15.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Claudia Wiesner / Evgeny Roshchin / Marie-Christine Boilard (Hrsg.): In Debate With Kari Palonen. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38600-in-debate-with-kari-palonen_46953, veröffentlicht am 02.07.2015. Buch-Nr.: 46953 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken