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Ulrich Dornsiepen

Atommüll – wohin?

Darmstadt: Konrad Theiss Verlag 2015; 175 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-8062-3123-6
Die Nutzung der Atomkraft bedeutet neben der Verseuchung ganzer Landstriche durch den Uranabbau und der permanenten Gefahr eines Super‑GAUs in den Atomkraftwerken die stetige Zunahme des Atommülls. Ein schlüssiges Konzept, wie radioaktive Stoffe mit Halbwertszeiten von zehntausenden Jahren sicher von der Umwelt abgeschirmt werden können, existiert bis heute nicht. In der deutschen Politik ist die Suche nach einem geeigneten Endlager für den hochradioaktiven Atommüll immer wieder ergebnislos vertagt worden. Der habilitierte Geologe Ulrich Dornsiepen hat nun die geologischen Anforderungen und theoretischen Konzepte der Endlagerung mit den geplanten und bestehenden Endlagern abgeglichen: Es gilt, stabile geologische Formationen zu finden, die eine Langzeitsicherheit „für den Zeitraum von einer Million Jahren“ aufweisen und „von Natur aus so dicht sind“ (25), dass keine Zugänge zum Wasserkreislauf existieren und weder Staub noch Gas austreten können. Salzgesteine und Tonablagerungen sind geeigneter als Kristallingesteine; Salz, Ton und Granit enthalten aber spezifische Risiken hinsichtlich von „Wegsamkeiten für radioaktiv verseuchtes Wasser in die Biosphäre“ (96). Die geologischen Probleme und die Unfallhistorie in den frühen Endlagern Asse und Moorsleben lassen nach Ansicht des Autors nur bedingt auf zeitgenössische Besserungen bei der Genehmigung des Schachts Konrad (Eisenerz) und der Erkundung des Salzstocks Gorleben schließen: Der Typ Konrad hat den Nachteil, dass „der Endlagerungshorizont wasserleitend ist“. In Gorleben besteht ein Risiko durch „Salzablaugung“ (145). Im Schluss versucht Dornsiepen darzulegen, dass „die Endlagerung von radioaktiven Stoffen von Seiten der Naturwissenschaften und der Ingenieurwissenschaften gelöst werden kann“. Es fehle lediglich ein „überparteilicher Konsens“ (152) der Politik. Angesichts der detailliert beschriebenen Gefahren und Aporien erstaunt Dornsiepens Glaube an die technische Machbarkeit. Wenn man bei der Lektüre dieser Monografie kritisch die Irrationalitäten der Endlagersuche reflektiert, wirkt der Ausstieg aus der Atomkraft alternativlos: Die Nutzung der Atomenergie gleicht nach wie vor einem gestarteten Flugzeug, dem keine Landebahn zur Verfügung steht. Da es eine in sich konkludente Endlagerlösung voraussichtlich auch nicht geben wird, dürfte dem Aspekt der möglichen Rückholung des Atommülls ein zentraler Stellenwert zukommen.
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Rubrizierung: 2.341 Empfohlene Zitierweise: Ulf Kemper, Rezension zu: Ulrich Dornsiepen: Atommüll – wohin? Darmstadt: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38607-atommuell--wohin_47190, veröffentlicht am 02.07.2015. Buch-Nr.: 47190 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken