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Andreas Eis / David Salomon (Hrsg.)

Gesellschaftliche Umbrüche gestalten. Transformationen in der Politischen Bildung

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2014; 270 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89974911-3
Gesellschaftliche Transformationen erfordern Veränderungen in der politischen Bildung. Dies klingt zunächst wie eine Binsenweisheit – implizieren politische, ökonomische und sozialstrukturelle Entwicklungen doch neue Lerninhalte und ‑formen. Die Aufgabe, die in diesem Buch angesprochen wird, setzt jedoch einen viel grundlegenderen Schwerpunkt: Lernen findet nämlich – gewollt oder ungewollt – auch außerhalb formaler Bildungsinstitutionen immer dann statt, wenn Krisen und Umbrüche habitualisierte Praxen und Wissensbestände herausfordern; dies gilt für große politische und ökonomische Krisen genauso wie für individuelle Alltagserfahrungen, zumal zwischen beiden ein enger Zusammenhang besteht: Transformationen auf der Makroebene ziehen individuelle Wandlungsprozesse nach sich und umgekehrt. Prekarisierung, Ungleichheit und neue Kommunikationsformen beispielsweise sind zugleich Ausdruck und Ursache von „Transformationen des Selbst“ (Lammers/Eis, 106 ff.). Aufgabe der politischen Bildung ist es nun, „diese Prozesse zu reflektieren, diskutierbar und nicht zuletzt dadurch gestaltbar zu machen“ (6). Politische Bildung entspricht in diesem Zusammenhang weniger einem (hierarchisch organisierten) Prozess der Wissensvermittlung, sondern vielmehr einem Verständnis kollektiven Lernens und Entwickelns. Der Band dokumentiert diesbezüglich die Ergebnisse einer mehrjährigen Zusammenarbeit von (überwiegend) Nachwuchsforscher_innen und ist in drei große Themenkomplexe unterteilt, die die inhaltlichen Schwerpunkte der einzelnen Beiträge gut repräsentieren: gesellschaftliche Transformationen werden erstens als „Lerngelegenheiten“ charakterisiert, Transformationen des Selbst müssen zweitens als „Lernproblematik“ konzipiert werden und schließlich bilden all diese Transformationen den Rahmen für partizipatorische Demokratiebildung. Die Autor_innen beleuchten die einzelnen Aspekte dieser Themen im Detail, tragen somit zum einen zur Weiterentwicklung eines bildungsbezogenen Forschungsprogramms bei und stecken zum anderen den Rahmen für zukünftige Aufgaben der politischen Bildung ab. Dies tun sie auf spannende und konstruktive Weise, was auch die „Vereinigung für Politische Bildung“ so sah und die Publikation mit dem „Walter‑Jacobsen‑Preis für Politische Bildung 2015“ auszeichnete. Kritik lässt sich lediglich am weitgehenden Fehlen praxisbezogener Beispiele äußern, impliziert der Haupttitel des Buches doch die Frage, wie genau sich Umbrüche gestalten lassen. Hier werden eher Richtungen und Notwendigkeiten formuliert – wie diese in der konkreten Bildungspraxis umzusetzen wären, bleibt leider größtenteils offen.
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Rubrizierung: 2.35 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Andreas Eis / David Salomon (Hrsg.): Gesellschaftliche Umbrüche gestalten. Schwalbach/Ts.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38804-gesellschaftliche-umbrueche-gestalten_47302, veröffentlicht am 27.08.2015. Buch-Nr.: 47302 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken