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Armin Wertz

Die Weltbeherrscher. Militärische und geheimdienstliche Operationen der USA

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2015; 398 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-86489-088-8
Der Journalist Armin Wertz, langjähriger Auslandskorrespondent unter anderem für den Spiegel und die Frankfurter Rundschau, hat sich die Aufgabe gestellt, eine „Chronik der amerikanischen Interventionen“ vorzulegen. Gemeint sind damit – so scheint es zunächst – politische Einflussnahmen der USA im Ausland – „entweder durch geheimdienstliche Bemühungen [...] oder durch direkte militärische Operationen“ (11) zur Beeinflussung oder Beseitigung auswärtiger Regierungen. Wertz beginnt dabei nicht etwa mit dem Aufstieg der USA zur Weltmacht, sondern mit dem zwischen 1794 und 1795 ausgetragenen Konflikt zwischen nordamerikanischen Ureinwohnern und den Truppen George Washingtons um das heutige Ohio. Von hier aus arbeitet sich der Autor chronologisch durch die Geschichte der Vereinigten Staaten und ihrer auswärtigen Politik; das Ende seiner Chronik markiert dabei der Einsatz amerikanischer Streitkräfte zur Bekämpfung der Ebola‑Epidemie in Liberia, Guinea und Sierra Leone im Jahr 2014. Der Umfang der einzelnen Einträge kann von zwei Zeilen bis hin zu mehreren Seiten reichen, wie es zum Beispiel bei der Beschreibung des Irak‑Feldzugs 2003 der Fall ist. Ein so ambitioniertes Vorhaben steht wenig überraschend vor zahlreichen Herausforderungen – methodisch wie konzeptionell. Wo fängt etwa die vielzitierte Einmischung in innere Angelegenheiten an und wo hört sie auf? Wertz beantwortet diese Frage zunächst scheinbar klar – nur um dann doch vieles zu vermischen: von direkten, unilateralen, militärischen Invasionen über militärische Drohungen, die finanzielle Förderung von NGOs in Staaten wie Russland bis zur erwähnten Ebola‑Bekämpfung in Westafrika. Das Problem liegt somit in der Ausführlichkeit und der Tatsache, dass Wertz gerade nicht selektiv vorgeht. Geht es ihm in seinem Buch um eine Beweisführung US‑amerikanischen Unwesens in der Welt? Hierfür fehlt es an analytischer Tiefe und argumentativer Stringenz. Oder geht es um einen Nachweis darüber, dass Macht Möglichkeiten verleiht und die US‑Politik ihre Interessen – wie diese definiert sein und zustande kommen mögen, steht auf einem anderen Blatt – immer wieder unter Ausnutzung sämtlicher ihr zur Verfügung stehenden Mittel durchgesetzt hat? Auch dies ist bekannt. Wertz‘ Chronik erweckt somit den Eindruck, Teil einer Anklageschrift gegen die amerikanische Außenpolitik zu sein, die wenig unvoreingenommen daherkommt.
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Rubrizierung: 4.222.64 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Armin Wertz: Die Weltbeherrscher. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38922-die-weltbeherrscher_46881, veröffentlicht am 01.10.2015. Buch-Nr.: 46881 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken