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Matthew N. Lyons

Arier, Patriarchen, Übermenschen. Die extreme Rechte in den USA

Münster: Unrast 2015 (unrast transparent: rechter rand); 88 S.; 7,80 €; ISBN 978-3-89771-130-3
„Der dramatische Aufstieg eines rechten Dezentralismus ist eine der wichtigsten jüngsten Entwicklungen in der extremen Rechten der USA.“ (78) Für Matthew N. Lyons zeichnet sich die extreme Rechte – neben der Bewertung menschlicher Ungleichheit als „naturgegeben und unvermeidbar“ (7) – hauptsächlich durch das Infragestellen der Legitimität des herrschenden politischen Systems aus, weniger durch ideologische Gemeinsamkeiten. Er spricht sich deutlich gegen eine Gleichsetzung der extremen Rechten mit dem Weißen Nationalismus aus; zum einen seien weitaus mehr Strömungen zur extremen Rechten zu zählen, zum anderen gebe es auch moderate Weiße Nationalisten. Diese fielen mit ihren Ansichten in der sowieso stark von Vorurteilen durchsetzten US‑amerikanischen Gesellschaft nicht auf, schreibt Lyons und betont die „in der US‑Gesellschaft tief verankerte Tradition ethnischer und religiöser Intoleranz“ (8). Nach der Darstellung der politischen und gesellschaftlichen Hintergründe – eingeleitet mit: „Die USA waren nie eine wirkliche Demokratie.“ (11) – widmet sich Lyons einzelnen Bewegungen innerhalb der extremen Rechten. Er beschreibt nicht nur deren Ziele und Motive, sondern beleuchtet auch die Entstehungszusammenhänge und die gegenseitigen Einflüsse. Es gelingt ihm dabei trotz der knappen Darstellung, die inneren Widersprüche der Gruppierungen herauszustellen. So sei beispielsweise die treibende Kraft der Patriot‑Bewegung, die die Autorität der Bundesregierung militant ablehnt, die „Vision unregulierter Eigentumsrechte“ (65) – das Recht auf privates Eigentum als Basis individueller Freiheit. Diese Einstellung lasse sich auch im Neoliberalismus wiederfinden, den die Bewegung allerdings vehement bekämpfe. Lyons sieht die Entwicklung der extremen Rechten in den USA als „Spiegelbild internationaler Entwicklungen“ insbesondere zu der der Europäischen Neuen Rechten. Die Globalisierung gelte vielen als „Hauptfeind nationaler und ethnischer Identität“ (79), die rapiden globalen Veränderungen, die nach wie vor Ungewissheiten mit sich bringen, spielten ihnen dabei in die Hände. Die politische Relevanz der Gruppierungen sollte daher nicht unterschätzt werden, so Lyons.
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Rubrizierung: 2.642.232.25 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Matthew N. Lyons: Arier, Patriarchen, Übermenschen. Münster: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38930-arier-patriarchen-uebermenschen_47309, veröffentlicht am 01.10.2015. Buch-Nr.: 47309 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken