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Taner Akçam

Armenien und der Völkermord. Die Istanbuler Prozesse und die türkische Nationalbewegung

Hamburg: Hamburger Edition 1996; 430 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-930908-26-3
Der Völkermord an der armenischen Bevölkerung durch die Türkei gehört zu den dunkelsten Kapiteln des Ersten Weltkrieges. Auch wenn sich viele türkische Politiker der moralischen Verantwortung bewußt waren, so rechtfertigten sie die Ermordung von hundertausenden von christlichen Armeniern mit dem Hinweis auf die Staatsräson. Obwohl der Genozid international angeprangert wurde, waren die Reaktionen der einzelnen Staaten unterschiedlich und von ihrer Stellung zur Türkei abhängig: Der Kriegspartner Deutschland schwieg zu den Vorgängen, um den Alliierten nicht zu verlieren; die Entente-Mächte griffen die Türkei an, aber nahmen den Völkermord nur als Vorwand, um machtpolitisch am Bosporos auftreten zu können. Das Resultat einer solchen Politik war, daß zwar ab 1919 eine Reihe von Prozessen in der Türkei gegen die Urheber der Massaker angestrengt wurden - auch um günstigere Bedingungen für einen Friedensvertrag zu erlangen -, aber auf der internationalen Bühne wurde der Völkermord der Jahre 1915 - 1918 verdrängt. Akçam legt eine Reihe bisher unveröffentlichter Prozeßprotokolle vor, die einen umfassenden Einblick in die Praktiken und Motive der Akteure bieten.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 4.42 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Taner Akçam: Armenien und der Völkermord. Hamburg: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/3907-armenien-und-der-voelkermord_5564, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 5564 Rezension drucken